23.3 Brief Samek an Die Stunde (verantw. Red. Fritz Kaufmann)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
Wien
Datum: 31. Oktober 1925
Betreff: Kraus – Stunde

Empfänger

An: den | verantwortlichen Schriftleiter der „Stunde“ | Dr. Fritz Kaufmann
Wipplingerstrasse 32
Wien I.
Seite von 2

Gemäss § 23 des Pressgesetzes verlange ich im Vollmachts-namen des Herrn Karl Kraus die Aufnahme der nachfolgenden Berich-tigung der am Freitag den 30. Oktober 1925 in Nr. 794 des 3. Jahr-ganges „Der Stunde“ mitgeteilten, ihn betreffenden Tatsachenin der ersten oder zweiten, nach dem Einlangen erscheinenden Nummerin demselben Teile der Zeitung und in der gleichen Schrift wie diezu berichtigende Mitteilung.

Sie veröffentlichten:Karl Kraus, der Kämpfer. Ein Versuch der Beamtenbestechung in Budapest.Aus Budapest wird uns telegraphiert: Dieser Tage erschien im Evidenz-bureau des Budapester Strafgerichtes der vorbestrafte und von derAnwaltskammer vor kurzem auf drei Monate suspendierte Rechtsan-walt Dr. Miksa Rosenberg und verlangte unter Hinweis auf eineVollmacht des Wiener Schriftstellers Karl Kraus die Ausfolgungvon Akten, die sich auf angebliche Prozesse des Herausgebers derStunde beziehen sollen. Der Rechtsanwalt erklärte, er müsse dieAkten haben – ‚kost’s was’ kost’‘. Auf die Frage, was er unter ‚kost’swas’ kost’‘ verstehe, erwiderte Rosenberg, er würde für die Aktenjeder angeführten Ziffer eine Million Kronen ‚anlegen‘. GegenRosenberg wurde daraufhin wegen des Versuches der Beamtenbe-stechung die Strafamtshandlung eingeleitet.

Es ist unwahr, dass der Wiener Schriftsteller Karl Kraus

einem Rechtsanwalte Dr. Miksa Rosenberg eine Vollmacht erteilthat, wahr vielmehr ist, dass Herr Karl Kraus mit einem Herrndieses Namens in keinerlei Verbindung steht, einem solchenniemals eine Vollmacht erteilt hat, ihn auch nicht kennt undihm niemals zu irgend einer Aktion Auftrag erteilt hat.

übernommen31./ X. 1925 [Unterschrift][Unterschrift]

Betrifft: KrausStunde expediert am 31. Oktober 1925