35.25 Brief Samek an RA Willy Katz (Berlin)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 6. Februar 1932
Betreff: Kraus – Kuh
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Willy Katz, | Rechtsanwalt
Friedrichstrasse 204
Berlin SW 68
Seite von 2

Sehr verehrter Herr Kollege!

Ich habe im Jahre 1926 und 1927 in rechts-freundlicher Vertretung des Herrn Karl Kraus gegen den Schrift-steller Anton Kuh einen Ehrenbeleidigungsprozess geführt, inwelchem Kuh verurteilt wurde. Die Kosten des Strafverfahrenswurden für das Strafverfahren selbst mit S 527.09und die Kosten einer Beschwerde mit S 11.20bemessen. Zur Hereinbringung dieser Forderunghabe ich mehrere Exekutionen beim Exekutionsge-richt Wien geführt und ich lege die Exekutions-bewilligungen bei. Die Kosten wurden bestimmt:in den Bewilligungen vom 6.2.1928 mit S 28.54und mit S 3.84vom 17. März 1928 mit S 21.58vom 31. Oktober 1928 mit S 23.54Zusammen haben alle Kosten ausgemacht S 615.79Es wurde lediglich auf Grund der letzten Exe-kutionsbewilligung von der Konzerthaus-DirektionGutmann ein Betrag von S 157.–abgeführt, so dass noch Kosten in der Höhe von S 458.79ausstehen.

Da ich nun gehört habe, dass Kuh in Berlin ganz schön verdienen soll, möchte ich Sie bitten, die Ein-treibung dieser Kosten in Berlin zu versuchen. Nach dem Rechts-hilfevertrag zwischen Oesterreich und Deutschland sind Be-schlüsse der Strafgerichte im Vertragsstaate nicht direkt

vollstreckbar und es wird daher nach meinem Dafürhalten not-wendig sein, gegen Kuh eine Klage auf Bezahlung dieser Kosteneinzubringen. Herr Nürnberg hat sich erbötig gemacht, Ihnendie nötigen Informationen für die Eintreibung der Beträge zugeben, da er jeweils über das Einkommen Kuh’s informiert ist.Sollten Sie irgendwelche juristische Bedenken gegen das Vor-gehen haben, so bitte ich Sie, mir es mitzuteilen.

Ich zeichne mit vielen herzlichen Grüssenund kollegialer HochachtungIhr ergebener

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