98.5 Brief RA Victor Stadler an Berthold Viertel

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Victor Stadler
Wien
Datum: 9. Februar 1928

Empfänger

An: Berthold Viertel
Seite von 2

Sehr geehrter Herr!

– – – Ihr am heutigen Tage bei mir eingelangtes Schreibenvom 5. d.M. begrüsse ich sehr, weil eine Ordnung der materiellenVerhältnisse nicht nur objektiv wünschenswert, sondern ange-sichts der Notlage des Herrn Dr. Münz dringend ist; und wem Ra-tenzahlungen auch erst mit 1. Juli l.J. beginnen sollten, soist doch eine solche Gewissheit für die Zukunft eine Art Siche-rung.

Die in Frage kommenden Beträge sind zweierlei Art.Was die Schuld an Herrn Kraus betrifft, so ist hier Dr. Münz biszur Höhe von M 3000.–– Bürge. Die Ordnung durch Sie kann wohl ambesten in der Art erfolgen, dass Sie diese Schuld in Raten an denGläubiger (oder dessen Vertreter Rechtsanwalt Dr. Oskar Samek in Wien I., Schottenring 14) direkt bezahlen und nur eine dement-sprechende Erklärung für Herrn Dr. Münz zu meinen Handen laut Ent-wurf Beilage A/ abgeben:

Die andere Schuld ist jene Summe, welche Herr Dr. Münz an den cechoslowakischen Bankverein A.G. in Berlin direkt be-zahlt hat. Laut den bei mir erliegenden Kassabestätigungen wur-den von Herrn Dr. Münz auf Konto Truppe nachstehende Zahlungengeleistet:

am 5. März 1925 Kc 10000.––am 2. Juni 1925 Kc 5000.––am 23. Juni 1925 Kc 10000.––am 25. Juni 1925 Kc 32000.––zusammen Kc 57000.––

Was einem Betrage von M 7040.–– entspricht.

Ein Teilbetrag hievon – per Hfl. 2800.–– gleich M 4450.–musste laut meinem Brief vom 19. Dezember 1927 durch Darlehenaufgebracht werden und wurde mit 6% verzinst (halbjährig imvorhinein) wobei die am 1. Jänner l.J. fälligen Zinsen vonIhnen bezahlt wurden. Die Zinsen für die Zeit vom 1. Juli 1925bis 31. Dezember 1927 betragen M 667.50, sodass die ganzeSchuld an Herrn Dr. Münz für dessen Zahlung an den cechoslowaki-schen Bankverein M 7707.50 beträgt.

Hievon haben jene Beträge in Abzug zu kommen, wel-che von Ihnen vom Ende 1925 angefangen an Herrn Dr. Münz bezahlt

wurden (mit Ausnahme der schon berücksichtigten Zahlung der Zin-sen zum 1. Jänner l.J.). Nach der Erinnerung des Herrn Dr. Münz sind dies folgende Beträge:

in den Jahren 1925 bis Sommer 1926 einmal M 200.–– undeinmal M 50.––, zusammen M 250.––im November 1926 ein Betrag von M 300.––im Herbst 1927 ein Betrag von M 700.––zusammen M 1250.––,sodass sich der obgenannte Schuldbetrag auf M 6457.50 reduzierenwürde. Ich bemerke hiebei, dass ich Sie bitte, sonstige an HerrnDr. Münz geleistete und nicht berücksichtigte Zahlungen sowiefür ihn gehabte Auslagen in Rechnung zu stellen und von dem Be-trag von M 6457.50 in Abzug zu bringen.

Dieser Betrag also wäre in Raten, welche nach IhremWunsche ab 1. Juli l.J. zu beginnen hätten, zu bezahlen; bezüglichder Höhe der Raten kann ich mich nur an die Angaben Ihrer Ver-wandten halten, welche Ihr Einkommen in Hollywood mit einem Be-trage von Dollar 600.–– per Woche mitteilten. Eine monatlicheRatenzahlung von Dollar 100.–– würde unter diesen Umständennicht als allzu drückend gefunden werden können. Die Zahlunghätte direkt zu meinen Handen zu erfolgen.

Ich übersende Ihnen eine entsprechende Erklärung alsEntwurf sub B/ und bitte mir entweder die beiden Entwürfe da-tiert und gefertigt zukommen zu lassen, oder Ihre allfälligenAbänderungswünsche und Gegenvorschläge mir bekanntzugeben.

Ihrer gesch. Rückantwort entgegensehend, zeichne ichmit vorzüglicher Hochachtung

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