136.33 Brief Botho Laserstein an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr.jur. Botho Laserstein
Landsberger Allee 115–116
Berlin NO 18
Datum: 18. Juni 1931
Diktiersigle: L/S

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Oskar Samek
Schottenring 14
Wien I
Seite von 4

Sehr geehrter Herr Kollege!

In Sachen Volksbühne ./. Fackel habe ich Ihnenbereits über die Nachricht der Volksbühne Bescheidzukommen lassen. Rechtsanwalt Joseph schreibtan mich folgendermassen:

„In pp. teile ich Ihnen ergebenst mit, dass zwischender Volksbühne und Herrn Direktor Fischer, der Voll-macht von Herrn Karl Kraus hat, verabredet wordenist, dass nach der Rückkehr des Herrn Karl Kraus aus Karlsbad eine Einigung erzielt wird, wonach sichdie Volksbühne verpflichtet, das Stück „Die Unüber-windlichen“ in den Abendspielplan zu übernehmen un-ter der Voraussetzung, dass Herr Karl Kraus auf dieRM 1500.– verzichtet.

Sollte eine Einigung nicht zustande kommen, so wirdveranlasst, dass der angeforderte Betrag Ihnen über-wiesen wird.“

Ich darf dazu bemerken, dass ich es für falschhielte, wenn Herr Kraus auf die RM 1500.– verzich-ten und selbst die Kosten tragen würde und bitteum Anweisung, ob ich die Zwangsvollstreckung vorneh-men soll.

Gleichzeitig übersendet mir mein Sozius, HerrDr. Badrian, die anliegende Kostenrechnung, die ich

geprüft habe. Sie ist zutreffend. Ich selbst habe meineGebühren von der Volksbühne erhalten. Herr Dr. Badrian hätte die Gebühren ja auch dann zu bekommen, wenn HerrKraus auf die RM 1500.– verzichten sollte. Ich bitte da-her um freundliche Anweisung, ob ich den Betrag Herrn Dr.Badrian auszahlen und auslegen darf. Ich habe nämlich nochimmer RM 500.– in Händen, die mir der Verlag „Die Fackel“zwecks Zeugenladungen in Sachen Kraus ./. Wolff übersandthat. Unter Vorbehalt der Zustimmung des Herrn Kraus zur Aus-zahlung an Dr. Badrian würde sich das Konto wie folgt gestal-ten:

Einlage RM 500.–Auslagen:Kostenrechung Dr. Badrian RM 248.54Unkosten Kraus ./. Aufricht:Gerichtskosten RM 58.–Porti pp RM 5.60Gerichtsvollziehernachnahmen RM 35.50Gerichtskosten für Offenbarungs-eidverfahren RM 4.50Auslagen für Terminsvertretungin Sachen Kraus ./. Wolff RM 20.–Gerichtskosten in Sachen Kraus ./. Kiepenheuer RM 30.16 402.30Guthaben des Verlages „Die Fackel“ RM 97.70

Ich bitte um Genehmigung dieser Abrechnung, damit ich Ihnenden Betrag von RM 97,70 überweisen kann, und die erheblichen Aus-lagen in den verschiedenen Sachen abgerechnet sind, und ich einklares Konto erhalte. Herrn Kraus würden dann die von der Volks-

bühne noch zu zahlenden RM 1252,22 unge-schmälert zukommen.

HochachtungsvollDr. Laserstein Rechtsanwalt.

20. JUNI 1931Kraus Volksbühne