142.9 Brief Heinrich Fischer an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Heinrich Fischer
4a Am Schiffbauerdamm
Berlin NW 6
Datum: 25.3.30

Empfänger

An: Herrn | Dr. Oskar Samek
Schottenring 14
Wien
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor!

In der Angelegenheit der Verhandlungen, die sei-nerzeit zwischen Herrn Karl Kraus und Herrn Droener vom Knaur-Verlag inmeinem Beisein geführt wurden, erlaube ich mir, Ihnen folgendes mitzuteilen:

Es fanden in meiner Gegenwart zwei Gespräche statt.Im ersten bezeigte Herr Droener sein brennendes Interesse an einer Volkspub-likation der „Letzten Tage der Menschheit“, sagte jedoch, er müsse noch ein-mal bei seinen Sozien hören, ob nicht entscheidende politische Widerständeda seien. Da Herr Kraus auf eine sofortige Entscheidung des Knaur-Verlagesdrängte, wurde für den nächsten Tag eine neue Unterredung vereinbart, beider Herr Droener ausdrücklich erklärte, er habe nun die Sache geklärt undkönne Herrn Kraus einen bindenden Vorschlag machen. Das Buch solle nichtin der geplanten Publikationsart erscheinen, (da das vielleicht durch dieTatsache der Zwangsabnahme dem Sortimenter gegenüber nicht richtig gehandeltsei), sondern in einer anderen Auflagehöhe und unter Bedingungen, die vonHerrn Droener Herrn Kraus detailliert und, wie er auf einen meiner absicht-lich so gestellten Einwürfe erklärte, verbindlich angeboten wurden. HerrDroener sagte ferner, er müsse am gleichen Abend verreisen und könne das nun-mehr mündlich gemachte Angebot erst in ca. 8 Tagen schriftlich vorlegen.

Herr Kraus sollte dann nach Eintreffen des schriftlich fixierten Angebotinnerhalb von 2 Tagen (Herr Droener sagte noch bereitwillig, es kämeauf ein paar Tage nicht an) mitteilen, ob er bereit sei, das Angebotanzunehmen oder abzulehnen.

Bei dem Gespräch über die Abmachung betreffs Gutenberg-Gilde war ich nicht anwesend; ich kann deshalb darüber nichts Genaues aussagen.Ich hörte nur, wie Herr Droener beim Abschied sagte: „Die Gutenberg-Gilde will jedoch das Buch ohne Register haben.“ Dann sagte Herr Droener noch: „Ich schicke Ihnen also die Verträge“.

Mit vorzüglicher HochachtungHeinrich Fischer

Kraus Knaur