142.33 Brief Samek an RA Alfred Seiller
Materialitätstyp:
- Typoskript mit handschriftlichen Überarbeitungen
- Typoskript mit handschriftlichen Annotationen
Schreiberhände:
- Oskar Samek, Bleistift
Sender
Dr. Alfred Seiller | RechtsanwaltEßlinggasse 5
Wien I
Empfänger
An: Wohlgeboren | Herrn Dr. Oskar Samek, | RechtsanwaltSchottenring 14
I.
Sehr geehrter Herr Kollege!
In der Prozeßsache des Herrn Karl Kraus,Schriftstellers in Wien, gegen die Firma Th. Knaur Nachf.,Verlag in Berlin, wegen Veröffentlichung des Werkes des HerrnKarl Kraus, „Die letzten Tage der Menschheit“ in dem Verlage der beklagten Firma und Bezahlung eines Betrages von RM 10.000.–wurde heute beim Landesgericht Wien H.G. zum A.Z. 1 Cg 110/30 folgen-der Vergleich geschlossen:
1.) Der Verlag Th. Knaur Nachf. verpflichtetsich, Herrn Karl Kraus den Betrag von Mk 7.500.–,sage: Siebentausendfünfhundert Mark, sowie seine gerichtlichmit S 850.65,sage: Achthundertfünfzig Schilling 65 Groschen, bestimmtenProzeßkosten zu bezahlen.
2.) Der Verlag Th. Knaur Nachf. trägt die Kosten derReise des Zeugen Herrn Heinrich FISCHER von Mk 120.–.
3.) Herr Karl Kraus verzichtet auf alle weiteren inder beim Handelsgerichte Wien am 30. April 1930 zum A.Z. 1 Cg 110/30eingebrachten Klage
geltend gemachten Ansprüche, insbesondere auf den Anspruch,daß die Firma Th. Knaur Nachf. sein Werk „Die letzten Tage derMenschheit“ in ihrem Verlage erscheinen lasse.
Die Beträge von Mk 7.500.– und S 850.65 sind zumeinen Ihren Handen zu bezahlen, den Betrag von Mk 120.– hat HerrFischer schon heute nach der Verhandlung von Herrn AdalbertDROEMER namens Th. Knaur Nachf. erhalten.
Indem ich Sie bitte, mir den Abschluß des vor-stehenden Vergleiches gleichlautend bestätigen zu wollen, zeichneich in
kollegialer HochachtungDr A. Seiller
Kraus – Knaur