160.2 Brief Samek an Neue Freie Presse (verantw. Red. Julian Sternberg)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag mit handschriftlichen Überarbeitungen

Schreiberhände:

  • Oskar Samek, schwarze Tinte

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 26. Juni 1930
Betreff: Kraus – Neue Freie Presse
Diktiersigle: Dr.S/M

Empfänger

An: Herrn | Dr. Julian Sternberg | verantwortlichen Redakteur der „Neuen Freien Presse“
Lagergasse 1
Wien, III.
Seite von 2

Im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus fordere ich Sie auf, die in Ihrer Nummer 23.973 vom 11. Juni1931 mitgeteilte, meinen Mandanten betreffende unrichtige Tat-sache gemäss § 23 des Pressgesetzes zu berichtigen.

Sie veröffentlichen unter dem Titel „Goetheund die Jugend“ eine Zuschrift, in der es heisst: „Aber, auchdas Schlusswort eines anderen schönen Goethe-Spruches sollte hierErwähnung finden. Nach der ‚Iphigenie‘ hat er es denen um Pust-kuchen (den bekannten Goethe-Nörgler) mit stolzer Bescheidenheitzugerufen, die dem ‚Jung und Uralten‘ klassizistischen Epigonen-tum zum Vorwurf gemacht hatten:

Bin Epigone, ahnenswertes Ahner.Ihr aber seid die kundigen Thebaner!

Die in diesem Satz enthaltene Behauptung, dassGoethe diese Worte denen um Pustkuchen (den bekannten Goethe-Nörgler) zugerufen habe, ist unwahr. Wahr ist vielmehr, dass dieseWorte den Schluss des Gedichtes „Bekenntnis“ von Karl Kraus

(„Worte in Versen“ Band II Seite 24) bilden; wahr ist, dass dieerste Zeile der zitierten Stelle nicht lautet:

Bin Epigone, ahnenswertes Ahner“.sondern:Bin Epigone, Ahnenwertes Ahner“.

KrausNeue Freie Presse 26.6.31.