183.8 Brief Samek an Peter Lorre

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 15. Januar 1935
Diktiersigle: Dr.S/Fa

Empfänger

An: Herrn | Peter Lorre
Columbia Pictures Cooperation 1438, | Gower Street. | U.S.A
Hollywood
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Lorre!

Ihren freundlichen Brief vom 26. November1934 habe ich erhalten. Mit Ihrer Meinung, ich könnte mir nurschwer vorstellen, was es bedeute 1½ Jahre Arbeitslosigkeit undKrankheit wieder aufzuholen, scheinen Sie mir wohl nicht rechtzu haben. Ich habe im Gegenteil die denkbar grösste Rücksichtauf diesen Sachverhalt genommen und Ihnen bewiesen. Mein Brief hat sich tatsächlich mit dem Brief Ihrer Frau an Herrn K. ge-kreuzt, von dem ich Kenntnis genommen habe. Was diesen und denweiteren am Weihnachtstage eingetroffenen so freundlichen BriefIhrer Frau betrifft, so soll ich Ihnen Beiden den allerherzlich-sten Dank des Herrn K. mit seinen besten Grüssen und Wünschenübermitteln. Er war sehr gerührt von der Mitteilung betreffenddie Schallplatten und hatte seine Freude an den schönen Photo-graphien.

Ich kann Ihnen aber auch nach Kenntnisdieser Briefe nichts anderes sagen, als dass meine beziehungs-weise unsere allergrösste Rücksichtsnahme auf Ihre pariserSituation, wie auf Ihre Anfänge im neuen Wirkungskreise wohlausser Zweifel steht. Leider ist die in ihrem ersten Brief anHerrn K. (5.11.1934) enthaltenen Zusage, „in zwei bis dreiWochen, vielleicht schon in einer Woche wenigstens etwas zuschicken“, nicht erfüllt worden. Sie wollten sich auch, soschnell Sie können, einen Betrag ausborgen, um ihn zu schicken.Ich bitte Sie, zu glauben, dass ich trotz der mit dem 15. Oktober1933 terminierten Abmachung Sie noch heute nicht bedrängen würde,

wenn es nicht aus vielfachen Gründen leider notwendig wäre,und ich möchte Sie nunmehr dringend bitten, den im Brief vom5.11.1934 angeführten Termin vom 13. Februar 1935, wo Ihr Vor-schuss abbezahlt ist und sich ihre Gage auf 500 Dollar proWoche erhöht, nicht vorübergehen zu lassen, ohne Ihre Schuldinklusive Zinsen abzudecken, da ich sonst, wie ich bereits be-kanntgegeben habe, Herrn K., der sich selbst in den grösstenSchwierigkeiten befindet, zur Zahlung heranziehen müsste. Ichbitte Sie nunmehr dringend, das Erforderliche vorzukehren.

Was die Frage nach dem Befinden des Herrn K. betrifft,so kann ich Ihnen erfreulicherweise mitteilen, dass es ihm heuteschon besser geht, dass er aber in den letzten Wochen ziemlichschwer erkrankt (Venenentzündung im rechten Bein) und über dreiWochen bettlägerig war, so dass die Abende zwei Mal abgesagtwerden mussten und jetzt nur unter Schmerzen durchgeführtwerden konnten. Ich schliesse mich seinen herzlichsten Grüssen,die ich Ihnen zu übermitteln habe, an und erwarte Ihre baldigsteAntwort.

Mit vorzüglicher Hochachtung

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