196.45 Brief RA Robert Herrmann an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. ROBERT HERRMANN
MASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Datum: 12. Sept 1935
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung.
Diktiersigle: Dr.G/b

Empfänger

An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 13. SEP. 1935
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege.

Heute fand eine neuerliche Vergleichstagsatzungin dem Verfahren gegen Herrn Hugo Sonnenschein statt. DieLadung des Beschuldigten war nicht ausgewiesen. Ich vermutejedoch, dass er sie rechtzeitig erhalten hat, da, während ichgerade beim Strafgericht war, der hiesige Anwalt Dr. Ečer, der,wie Sie wissen, Herrn Schramek vertritt, in meiner Kanzlei ange-rufen und sich erkundigt hat, ob die heutige Tagsatzung eineHauptverhandlung oder bloss eine Vergleichsverhandlung sei.Dabei hat er, nachdem ihm meine Kanzlei mitgeteilt hatte, dasseine Vergleichsverhandlung stattfindet, erklärt, sich an diesernamens Herrn Sonnenscheins nicht beteiligen zu wollen, waseiner Ablehnung eines Vergleiches gleichzuhalten ist.

Ich halte das Einlangen des Rückscheines natürlichin Evidenz und werde, sobald die ordnungsgemässe Ladung HerrnSonnenscheins aktenmässig feststeht, die sofortige Ueberstel-lung des Strafakts an den Untersuchungsrichter veranlassen.

Ich zeichnemit vorzüglicher kollegialer HochachtungergebenerDr. Gallia

KrausArbeiter Ztg. 13. SEP. 1935