Akte 197 Karl Kraus ca. Zeitschau

Im Oktober 1934 publizierte H. Anton in der Zeitschau über „Karl Kraus und die Politik“ und stellte dabei in den Augen von Kraus und Samek einige Punkte falsch dar. Samek sandte eine Berichtigung an die Zeitschau, die auch gebracht wurde, allerdings mit der Anmerkung, sie kämen dem Wunsch des Karl Kraus nach, obwohl sie nicht dazu gesetzlich verpflichtet seien, „die Zuschrift, um deren Publizierung gebeten wird, zu veröffentlichen […], da wir die verschiedensten Ansichten in unserer Zeitschrift zu Wort kommen lassen.“ Samek protestierte gegen diese Anmerkung und verlangte eine ordnungsgemäße Berichtigung, zu der es aber nicht mehr kam, weil die Zeitschau ab Ende 1934 nicht mehr erschien. [198.] Im Mai 1935 forderte Samek die Kleinkunstbühne „Stachelbeere“ des Bundes junger Autoren Österreichs auf, Kraus’ Einbeziehung in ihr Programm zu unterlassen: Sein dort satirisch dargestellter Einzug im Hotel „Zum goldenen Kreuz“ neben Franz Werfel könne als „eine dem Sachverhalt widersprechende Schmähung und Verspottung qualifiziert“ werden. Samek drohte widrigenfalls mit Klage und verlangte einen Sühnebetrag von 50 Schilling an das Dollfuß-Werk sowie die Bezahlung seiner bisher angelaufenen Kosten (S 25.64). Der Bund junger Autoren Österreichs antwortete sehr verspätet, dass sie den Namen Kraus aus dem Stück gestrichen hätten, die Forderung, für die sie auch kein Geld hätten, jedoch für ungerechtfertigt hielten. Kraus schrieb als Verlag Die Fackel mit der Bitte um Weiterleitung an Samek, machte sich über den Brief lustig – „Die Schwierigkeiten scheinen da annähernd so groß wie die mit der Sprache zu sein.“ – und meinte, dann solle eben die Universal-Edition, mit der er schon genug Verdruss gehabt habe, zahlen: „Unser soziales Gefühl verwehrt es uns, zwischen Arm und Reich einen Unterschied zu machen, wenn es sich um schlechtes Benehmen handelt; davon aber, daß Armut einen Freibrief für dieses haben soll, davon kann so wenig die Rede sein, wie ein Zweifel bestehen könnte, daß die Empfänger der Wohltaten des Dollfuß-Werkes bedürftiger und ihrer würdiger sind als Autoren Österreichs, die dessen Notwehr in Tagen schwersten Abwehrkampfes durch ‚satirische Zeitkritik‘, wiewohl vielleicht ohne hinreichenden Ertrag, zu fruktifizieren suchen.“ Samek drohte nochmals mit Einbringung einer Klage, falls der verlangte Sühnebetrag nicht erlegt werde. Was weiter geschah, ist der Akte nicht mehr zu entnehmen.

Schlagworte

StrafrechtPressrechtPrivatanklagedeliktPressedeliktUrheberrechtsverletzungPreßrechtsverstoßNicht verfolgtKarl Kraus
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197.1 Zeitungsartikel aus: Zeitschau – Halbmonatsschrift für Kultur, Wirtschaft und Politik, Nr. 11

Oktober 1934

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197.2 Zeitungsartikel aus: Zeitschau – Halbmonatsschrift für Kultur, Nr. 14

Dezember 1934

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Aktenklassifkiation

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Materialität

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197.3 Brief Samek an Zeitschau (verantw. Red. Carola Sachs)

5. Dezember 1934

Orte
  • XIV., Penzing
  • I., Innere Stadt
  • Werdertorgasse
  • Reindorfgasse
Aktenklassifkiation
  • Brief
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  • Durchschlag