15.11 Konvolut von Protokollen der Zeugenaussagen

Materialitätstyp:

  • Manuskript
Datum: 28. Juli 1925
Seite von 47

Geschäftszahl Vr XXVI 4093/25

Die Polizeidirektionin Wien.

als Strafregisteramt wird um eineStrafkartenausfertigung über die unterangeführte Person ersucht u. Leumund.

Angaben der anfragenden Behörde

Dr Fritz Kaufmann 16.8.96 WienWien mos., konfessionslosverh.,Redakteur der „StundeDr Felix gest., Vilma,Helene VIII., Piaristengasse 56

Landesgericht in Strafsachen Wien I. Gerichtsabteilung 26 am 25/7.25

Dr Wetz für die Richtigkeit der Ausf.unl. Unterschr.

Mitteilung des Strafregisteramtes.Keine mitzuteilende Strafe vorgemerktStrafkartenausfertigung auf der Rückseite.Strafkartenausfertigung liegt bei.28.VII.1925

Laut Strfn. Bl. Art. Strfk. /

Bg I 21.9.1923, U I 238 § 23 Pr.G. 30000 K " 24 [¿] ABg I 18.3.1924 U I 38 § 23 Pr.G. 60000 K " 24 [¿] AL.G. Wien 9.II.1924 Vr XI [¿] 7987/23 Art VII Prg Nov.1862 100000 K " 24 [¿] ABg I 31.10.1924 ri I 198 § 23, 24 Pr.G. 100000 K " 24 [¿] ABg I 2.10.1924 " 97 § 30 Pr.G. 300000 K 48 [¿] ABg I 16.10.1924 100 § 30 Pr.G. 300000 K " 3 F. "Bg I 6.V.1925 16 § 24, 6 Pr.G. 2 mal je 1 S " 12 [¿] "Bg I 1.12.1924 233 § 24/2, 4 Pr.G. / Veröffentlichungder Berichtigung.Bg I 23.12.1924, 200 23, 24 4 /2 Pr.G. dto.

I. APointner

Bezirkspolizeikommissariat Josefstadt Lm I 371 eingel. 2. Aug. 1925 2.VIII 1925

unl. Unterschrift

Lm I 371 4.VIII.1925

Bericht.

Dr Fritz Kaufmann /: Nationaleim Akte :/ ist seit 19.X.1923 VIII.Piaristeng. 56 gemeldet. VorwohnungIII., Obere Viaduktg. 2.

Genannter ist Redakteur der Tages-zeitung „Die Stunde“ hat ca. 12 Mill. KMonatseinkommen, ist vermögenslos.Hat Universitätsbildung /: Dr jurisStaatswissenschaften :/Bewohnt 4 Zimmerwohnung. Ist Vatereines Kindes 3 Jahre alt.

Kaufmann hat vorstehende Ab-strafungen erlitten.

Dem Lg. I Wien wurde wiederholtüber den Leumund des Genanntenberichtet, zuletzt zu Zl. Vr XXXVI 868und 3244/25

Gel. Roth Hiermann Alois

Strb.

14 Vr XXVI 4093/25 11

An dasPolizeikommissariatMariahilf.

Es wird ersucht zu erheben,ob es richtig ist, daß RedakteurEmmerich Bekessy VI. Linke Wien-zeile 88, derzeit verreist ist,weiters wohin und seit wanner verreist ist und wann sei-ne Rückkehr zu gewärtigenist.

Landesgericht für Strafsachen Wien I Abteilung XXVI, am 6.XI.1925.

Dr Franz Wetz Für die Richtigkeit der Ausfertg.der Kanzleileiterunl. U.

Bezirkspolizei-Kommissariat-Mariahilfin Wien

A/113 F eingelangt am 8./11 25 mit AbBlg.

Fortgesetzt am 29.7.1925.

Gegenwärtig: die Gefertigten.

Es erscheint Herr Anton Sztranyak und gibt an:

Der oberwähnte Bestellzettel ist nichtmehr im Besitze meiner Firma. Derselbeklebte auf dem Lichtbilde und wurdedieses zugleich mit der Lieferung desClichees der Redaktion der „Stunde“ zurück-gestellt. Dieser Vorgang wird stets ein-gehalten und ist auch bei anderen Firmenso. Abgesehen davon, daß ich mich an dieSchrift des Bestellzettels nicht mehr erinnere,ist mir auch nicht bekannt, wer diese Wei-sungen schreibt und kann ich daherauch nicht angeben, von wem dieseSchrift hergerührt hat.

V.g.g.

Storch m.p. Anton Sztraniak m.p.

Dr Wetz m.p.

Die Stunde Vr XXVI 4093/25Redaktion

eingelangt 8. Aug. 1925 9

An das Landesgericht in StrafsachenWien I.

Herr Chefredakteur Bekessy sendetuns von seinem Urlaub Ihre Vor-ladung zur G.Z. Vr 4093/25 und bittetnoch nachträglich, ihn infolge seinerAbwesenheit von Wien entschuldigenzu wollen.

HochachtungsvollDie StundeSekretariat der Chefredaktionunl. Unterschrift.

10

Die Stunde Chefredakteur Emmerich Bekessy Sekretariat

Wien I.,Wipplingerstraße 32 Telefon 61102den 12. Oktober 1925.

An dasLandesgericht in StrafsachenWien I.

Die Ladung zu Geschäftszahl: VrXXVI 4093/25 wurde Herrn ChefredakteurBekessy am 9. Oktober 1925, nach-mittags zugestellt, so daß er un-möglich der Ladung Folge leistenkonnte.

Die StundeSekretariat der Chefredaktion unl. Unterschrift.

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Vr XXVI 4093/25 13

Vernehmung des Beschuldigten.

Landesgericht für Strafsachen Wien I. am 15.XII.1925

Gegenwärtig:Richter: O.L.G.R. Dr Wetz Schriftführer: Künzel

Strafsache gegen unbekannte TäterDr Fritz Kaufmann

Er gibt über seine persönlichen Ver-hältnisse an:

Emmerich Bekessy 13.X.1887 Budapest Wien, ev. A.B., verh.Herausgeber u Chefredakteur der „StundeV.Sch M.Sch MaturaetwasVI. Linke Wienzeile 88 Anton u Anna Oesterreicher Frau 12jähr. Kind u. Schwesterunbescholten

Ich bekenne mich nicht schuldig. Dasinkrim. Bild ist weder über meinenAuftrag noch mit meiner Zustim-mung erschienen. Ich befand michan dem kritischen Tage den 25. u.

26. Mai gar nicht in Wien. Ich befandmich an dem kritischen Tage vom15. Mai bis Mitte Juni auf Urlaub,den ich teils in Berlin teils in BadWildungen verbrachte. Ich habe daherin keiner Weise irgend einenEinfluß auf das Erscheinen desBildes ausgeübt. Wer hiefür ver-antwortlich ist, kann ich nicht an-geben.

Nach Vorhalt von O.No. 10:Es ist wohl richtig, daß ich als Zeugevor dem Strfbez. I. angegeben habe,daß mir die einzelnen mich in-teressierenden Seiten des Blattesvor Drucklegung vorgelegt werden,und entspricht dies auch der Wahrheit,doch konnte dies im vorliegendenFalle nicht geschehen, da ich zurkrit. Zeit nicht in Wien weilte.Inwieweit Herr Anton Kuh undob dieser überhaupt an der Ver-öffentlichung des inkrim. Bildesbeteiligt war, ist mir nicht bekannt.

v.g.g.

Emmerich Békessy m.p.

Künzel

Dr. Wetz m.p.

Fortgesetzt am 20.4.1926 – 1/4 2 Uhr nm.Gegenwärtig Oberlandesgerichtsrat Dr. Wetz

Weber

Ich besitze gegenwärtig den am 28. Juli 1925von der Polizei-Direktion Wien ausgestelltenReisepaß Nummer 47896. Da bei der Ausstellungdes neuen Passes der alte Paß abgenommenwurde, kann ich daher nicht das genaueDatum meiner Abreise im Mai feststellen. –Ich kann nur abermals versichern, daßich den Auftrag zur Herstellung des inkri-minierten Bildes nicht gegeben habe.Nach Vorhalt der Aussagen der ZeugenSipos O.N. 38 und Dr Böhm O.N.39.

Ich habe dem Redakteur Sipos bestimmtnicht den Auftrag zur Herstellung deserwähnten Bildes gegeben.

Die Mutmaßungen des Zeugen Böhm,daß ich die Kampagne gegen Karl Kraus geleitet habe, ist unzutreffend undverwahre ich mich dagegen. Dr Böhm ist ein entlassener Beamter des VerlagesKronos und ist derselbe uns gehässiggesinnt.

Ende ½2 Uhr nm.

v.g.g.

Emmerich Békessy m.p.

Weber m.p. Dr. Wetz m.p.

19

eingel. am 24. Dez. 1925

Zahl Vr XXVI 4093/25 15

An dasLandesgericht in Strafsachen, Wien I.Abteilung XXVI.

Wir unterzeichneten Redakteure derStunde“ sind in oben rubrizierterSache zur Zeugenaussage vor denUntersuchungsrichter vorgeladenworden. Um einen unnötigen Zeit-aufwand sowohl des Gerichtes, alsunsererseits zu vermeiden, gebenwir bekannt, daß wir bei einersolchen Einvernahme die Aus-sage unter Hinweis auf § 45des Preßgesetzes verweigernwürden.

Unter diesen Umständen erbittenwir eine Verständigung, obauf unser persönliches Erscheinenzur Einvernahme Gewicht gelegtwird.

Wien, den 21. Dezember 1925.Dr Marc Siegelberg m.p. Ludwig Hoffenreich Béla Köhalmi, Michael Biro, Karl Tschuppik,Hans Liebstöckl, Ernst Ely, Leopoldine Greis,und andere unl. Unterschr. alle m.p.

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Vr XXVI 4093/25. 16

An dasPolizei-Kommissariatin WienLandstrasse

Es wird um Erhebung ersucht,wohin der im Hotel „Beatrix“ III.,Beatrixgasse No 1 wohnhaft geweseneSchriftsteller Anton Kuh, verreistist, und wann seine Rückkehrzu gewärtigen ist.

Landesgericht in Strfs. Wien I.,Abt. XXVI. am 18. Dezember 1925Dr Wetz mp.Bezirkspolizeikomm. LandstraßeAf. Z 1994 19. Dez. 1925 eingelangt.

Bb.

RückseiteBericht

Wie erhoben ist der SchriftstellerAnton Kuh bereits in Wien u.wohnt im Hotel „Beatrix“ III.,Beatrixgasse 1.unl. U.entsprochen

21

Vr. XXVI. 4093/25. 17

Beschluss.

Die Ratskammer des Landes-gerichtes in Strfs. Wien I hat indem Strafverfahren wider Dr FritzKaufmann wegen Vergehens desUrheberrechtseingriffes in nichtöffentlicher Sitzung nach Abhörungder Staatsanwaltschaft zu be-schliessen befunden:

Den Zeugen Karl Tschuppik, Dr.Eugen Lazar, Ernst Ely, Hans Lieb-stöckl, Dr Paul Stefan, Dr Marc Siegelberg,Desider Szilaghi, Ludwig Hoffenreich,Michael Biro, Fr. Leopoldine Greis,und Bela Köhalmy, kommt dasEntschlagungsrecht nach § 45 P.G. nicht zu.

Gründe:Das Entschlagungsrecht nach§ 45 P.G. kommt Personen, die beider Herstellung einer Zeitung berufs-mässig mitwirken, nur dann zu,wenn das betreffende Straf-verfahren wegen des Inhaltes

der Druckschrift eingeleitet wordenist. In der vorliegenden Straf-sache ist jedoch nicht der In-halt eines Teiles der Druckschriftinkriminiert, sondern die un-befugte Veröffentlichung einesBildes, an welchem den Privat-anklägern das Urheberrecht zu-kommt. Es trifft daher die Voraus-setzung des § 45 P.G. nicht zu,weshalb die Zeugen in dieserStrafsache auszusagen verpflichtetsind.

Wien, am 28. Dezember 1925Dr Wetz m.p.Sitzung am 28.XII.1925Vors. Dr. N. Altmann

Vr XXVI 4093/251822

Vernehmung des Beschuldigten.

[Stenografie][Stenografie] 9. Jänner 26. Beginn 12 Uhr

Gegenwärtig:O.L.G.R. Dr Wetz Kunzel [Stenografie] Dr Fritz Kaufmann [Stenografie] Anton Kuh [Stenografie] Karl u Auguste

12.VII.1890Wien mosaisch, ledigSchriftstellerIII. Hotel Beatrix Schulbildung V.Schule, Gymnasium u. 2 JahreUniversitätVermögen u Einkommen kein VermögenPflicht zu sorgen für Mutterunbescholten

Ich bekenne mich nicht schuldig.Der Veröffentlichung des inkrimi-nierten Bildes stehe ich gänzlich ferne.Ich kenne das Original des Bildesnicht und hatte ich mit Rücksichtauf den Umstand, daß im Mai1925 nicht mehr dem Redaktions-

verbande der „Stunde“ angehörte,da ich aus demselben im August1924 ausgeschieden war, keineMöglichkeit an einen so interntechnischen Vorgang wie es dieRetouchierung und das Re-produzieren, dieser Fotografieerforderte, teilzunehmen, oderauf ihre Veröffentlichung einenbestimmten Einfluß auszuüben.Ich habe auch niemanden zur dieserVeröffentlichung veranlaßt,insbesondere auch nicht den Heraus-geber Bekessy, da ich von derbestehenden Absicht, das inkrimi-nierte Bild zu veröffentlichen,keine Ahnung hatte. Mir ist auchnicht bekannt, wer die Veröffent-lichung des inkriminierten Bildes veranlaßt hat. Die Vermutungder Privatankläger, die sie aufeinen von mir v. 25.X.1925im Konzerthaussaal gehaltenenVortrag stützt, ist nicht zutreffend.Ich habe in diesem Vortrage unteranderem feststellen wollen,daß der zwischen Karl Kraus

und der „Stunde“ entstandeneKonflikt in seinen Anfängenvon mir mithervorgerufen wurde,und ich derjenige war, der denHerausgeber der „Stunde“ auf denWeg einer polemischen und sa-tirischen Auseinandersetzungmit Karl Kraus drängte.

Damit wollte ich, von Haus ausden Einwand begegnen als obich als „Söldling“ des H. Bekessy wie Karl Kraus nachträglich auchwirklich behauptete, den Vortraghielte. Ausserdem habe ich damitnur gesagt, dass eine Anzahl vonGlossen und Notizen, die im Verlaufeder Auseinandersetzung mitKarl Kraus in der Stunde erschienen sind, mich zum Autorhaben. Uebrigens bemerke ich,daß ich für meine Person undsoweit es meine polemische Aus-einandersetzung mit KarlKraus anbelangt, die Me-thode des Kampfes mit Bildern

nicht gewählt hätte.

v.g.g.

Kunzel m.p. Anton Kuh m.p.Dr Wetz m.p.Ende 1/4 1h

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926 [Stenografie] 1h25'

Dr Paul Stefan 46 JahreBrünn verh. kath.Redakteur der „BühneVIII. Hamerlingplatz 7

Ich bin nur Kunst- u Musik-referent der „Stunde“ habe abermit den eigentlichen Arbeitenin der Redaktion nichts zu tun,am allerwenigsten mit der Bilder-redaktion. Mir ist nicht bekannt,wer die Veröffentlichung desgegenständlichen Bildes ver-anlasst hat und wer dabeimitgewirkt hat. Ich kann zurSache gar nichts angeben.

v.g.g.

Dr Paul Stefan m.p.

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926 [Stenografie] 1h35'

Dr Desider Szylaghi 34 JahreUngwarmos.ldg.Redakteur der „StundeIII. Reisnerstrasse No 5

Ich bin volkswirtschaftlicherRedakteur der „Stunde“ und habeich mit der Bilderredaktiongar nichts zu tun. Mir ist nichtbekannt, wer das gegenständlicheBild zur Veröffentlichung ge-bracht hat, oder wer dabei mit-gewirkt hat. Ich habe das Bilderst gesehen, nachdem die be-treffende Nummer erschienenwar.

v.g.g.

Dr Desider Szylaghi m.p.

[Stenografie][Stenografie] 19.I.1926 [Stenografie] 1h45'

Ludwig Hoffenreich 23 JahreWienr.k.ledigRedakteur der „StundeXVII. Sautergasse No 56

Ich bin seit Ende Juni 1925in der Bilderredaktion der „Stundebeschäftigt. Vorher war ich Sekretärdes Chefredakteur Bekessy. Mirist nicht bekannt, wer das gegen-ständliche Bild zur Veröffent-lichung gebracht hat und werdabei mitgewirkt hat. Herr Be-kessy hat mir gegenüber niemalsirgend eine Äusserung getan,welche auf das gegenständlicheBild bezug gehabt hat.

v.g.g.

Ludwig Hoffenreich m.p.

[Stenografie][Stenografie] 19.I.1926

Karl Tschuppik 49 JahreMelnik Böhmenr.k.verh.RedakteurI. Kärntnerring No 7.

Ich habe mit der Bilderredaktionnichts zu tun. Ich sehe die Bildernur manchmal kurz vor Druck-legung. Wer die Veröffentlichung desgegenständlichen Bildes veranlasst hatund wer dabei mitgewirkt hat,weiss ich nicht. Es ist seitherauch viel zu lange Zeit verstri-chen, als dass ich, wenn ich esgewusst habe, mir hättemerken können. Meiner Meinungnach dürfte Dr Erich Krünes VIII. Wickenburggasse, der damalsdie Bilderredaktion leitete,Auskunft geben können.

Karl Tschuppik

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926 [Stenografie] 1h25'

Michael Biro 39 JahreBudapest konfessionslosverh.Künstlerischer Leiter der „BühneI. Graben No. 19 Hotel Miller

Ich weiss nicht wer die Ver-öffentlichung des gegenständlichenBildes veranlaßt hat, oder werdabei mitgewirkt hat. Ich kannzur Sache nichts angeben.

v.g.g.Ende 1h28'

Michael Biro m.p.

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926 [Stenografie] 1h15'

Bela Köhalmi 41Budapest r.k.verh.RedakteurXVIII., Währingerstraße No. 121

Ich bin seit 16. Feber 1925 nichtmehr in der Bilder-Redaktionin der „Stunde“ tätig, und bindaher über die Vorgänge inderselben nicht informiert. Mirist nicht bekannt, wer das gegen-ständliche Bild zur Veröffentli-chung gebracht hat, oder dabeimitgewirkt hat. Ich war übrigensvon ungefähr 10.V. bis 10.VI.1925auf einer Urlaubsreise in Italienund kann schon aus diesemGrunde aus eigener Wahrnehmungnichts angeben. Zur damaligenZeit war meines Wissens Dr ErichChrünes Redakteur bezw. Leiterder Bilderredaktion.

Béla Kühalmi m.p.

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926 [Stenografie] 2h30'

Dr Eugen Lazar 40 JahreGross Wardein r.k.verh.Redakteur der „Stunde“ u der „BühneIX., Peregringasse No 3

Ich bin Schriftredakteur der „Bühneund arbeite sehr wenig für dieStunde“. Ich halte mich in derRedaktion der „Stunde“ sehrselten auf. Mir ist nicht bekannt,wer die Veröffentlichung desgegenständlichen Bildes ver-anlasst hat, oder wer dabeimitgewirkt hat. Ich selbst habemit dem fraglichen Bild nichtszu tun gehabt.

v.g.g.

Dr Eugen Lazar m.p.

[Stenografie][Stenografie] 12.I.1926[Stenografie] 1h30'

Marc Siegelberg 30 JahreLukz mosaischverh.RedakteurVII., Kirchengasse No 24

Ich bin volkswirtschaftlicherRedakteur der „Stunde“ und habemit der Bilderredaktiongar nichts zu tun. Mir ist nichtbekannt, wer die Veröffentlichungdes gegenständlichen Bildesveranlasst hat, oder dabeimitgewirkt hat.

v.g.g.

Dr Marc Siegelberg m.p.

31Die Stunde Wien, 18. Jänner 1926Redaktion

Titl.[Stenografie][Stenografie] StrafsachenWien Post 72G.Z. Vr XXVI 4093/25

Antwortlich der gesch. Zuschriftvom 14. d.M. geben wir bekannt,dass die letzte Adresse unseresehemaligen RedakteursDr Erich Krünes VIII. Wickenburg-gasse 10 lautet.

RedaktionDie Stunde Tschuppik m.p.

[Stenografie][Stenografie] 5. Feber 1926 [Stenografie] 1h

Dr Erich Krünes 36 JahreAussig in Böhmenr.k.verh.JournalistVIII. Wickenburggasse 10

Ich habe die Leitung der Bilder-abteilung der „Stunde“ und derBühne“ ungefähr Mai 1925übernommen und war inden ersten Wochen hauptsächlichdurch die Reorganisationsarbeitenfür die „Bühne“ in Anspruch ge-nommen, so dass ich fast garkeine Zeit hatte, mich mit derStunde“ zu beschäftigen. Ich kannmich nur ersinnen, wie dasinkriminierte Bild zur Ver-öffentlichung gekommen istund kann daher auch nichtsagen, wer die Veröffentlichungveranlasst hat.

Dr Erich Krünes m.p.

[Stenografie] 1h15'

Die Stunde Wien, den 5. Feber 1926Redaktioneingel. 8. Feber 1926

An dasLandesgericht inStrafsachen, Abt. XXVIWien.

Für den 6. Februar wurde eine ganzeAnzahl unserer Redakteure als Zeugenvorgeladen. Da die gleichzeitige Ab-wesenheit fast der gesamten Re-daktion den Betrieb des Unternehmensund die Herausgabe der Zeitungausserordentlich erschweren, wenn nichtgar unmöglich machen würde,stellen wir denAntrag:die Zeugenladungen auf eine solcheAnzahl von Tagen zu erteilen,daß durch das Erscheinen der ein-zelnen Herren vor Gericht unserBetrieb nicht beeinträchtigt wird.

Die ChefredaktionStundeKarl Tschuppik m.p.

[Stenografie][Stenografie] 9.II.1926

Ernst Ely 48 Jahre altWien mosaischledigRedakteur der „StundeIV. Kühnplatz 4

Ich leite den politischenTeil der „Stunde“ und schreibeauch die Leitartikel, habe je-doch mit der Bilderredaktionnichts zu tun, und kümmeremich auch nicht um den Bilder-teil der „Stunde“. Mir istnicht bekannt, wer das ge-genständliche Bild hat ver-öffentlichen lassen, oder werbei der Veröffentlichungmitgewirkt hat.

v.g.g.Ernst Ely m.p.

[Stenografie][Stenografie] 13.II.1926.

Leopoldine Greis 29 Jahre altWien r.k.ledigRedaktionssekretärin bei der „StundeIX. Dietrichsteingasse Nr. 4.

Das mir vorgelegte inkriminierteBild sehe ich heute zum ersten Male.Ende Mai 1925 war ich nicht inder Redaktion anwesend, ichwar damals entweder krank,oder auf ein paar Tage vonWien abwesend. Jedenfalls ist mirnicht bekannt, wer die Veröffentlichungdes inkriminierten Bildes veranlassthat und wer dabei mit ge-wirkt hat. Ich habe mit derBilderredaktion gar nichts zutun, und befindet sich meinBüro 5 Stockwerke von derBilderredaktion entfernt. Ichweiss daher zur Sache nichts an-zugeben

v.g.g. Leopoldine Greis m.p.

[Stenografie][Stenografie] 25. Feber 1925 [Stenografie] 1 Uhr

Hans Liebstöckl 53 Jahre altWienr.k.ledigChefredakteur [Stenografie] „BühneIV. Mühlgasse 9 Mietraum 6

Ich bin Theaterkritiker der „Stundeu Chefredakteur der „Bühne“, habe mitdem Bilderdienst der „Stundenichts zu tun und nehme keinenEinfluss auf das Erscheinen von Bildern.Mir ist nicht bekannt, wer das in-kriminierte Bild hat veröffentlichenlassen, oder wer dabei mitgewirkthat, und nicht wie das Bildzustande gekommen ist. Übrigenswar ich Ende Mai, jedenfallsam 26. Mai, nicht in Wien, sondernin Gesellschaft des ChefredakteursBekessy in Berlin, wo dieserärztlichen Rat einholte.

v.g.g.Ende: 1 Uhr 7'Hans Liebstöckl m.p.

Kronos-Verlag A.G. eing. 22. Feber 1925 [Stenografie], 22. Feber 1926

An dasLandesgericht für StrafsachenWien VIII.

Ich erhielt heute – da ich nicht hierwar – eine Zeugenladung für den 23.2.1926, mittags, 1 Uhr in der Strafsachegeg. Dr Fritz Kaufmann, Urheberrechtseingriff.Ich bin leider ausserstande, zu diesemTermin zu erscheinen, da ich heuteabends eine dringende Reise inFamilienangelegenheiten antretenmuss, von der ich voraussichtlicherst Samstag zurück bin.

Ich bitte, diese Entschuldigungentgegenzunehmen u meine Ladungfür Anfang nächster Wocheanzusetzen.

Gleichzeitig bemerke ich, dassich IV. Mühlgasse Tür 6 wohne unddort gemeldet bin und dass Zu-stellungen, die an die Red. derStunde“ gehen, mich möglicherweisenicht rechtzeitig erreichen.

Hans Liebstöckl

48Vr XXVI 4093/25.38

Zeugenvernehmung.

Landesgericht für Strafs. Wien I. am 13. März 1926 Beginn: 1 Uhr nachm.

Gegenwärtig:Richter: OLGR. Dr Wetz.Schriftführer: KS. Eberl.

Strafsache:gegen Dr Fritz Kaufmann und Gen.

Er gibt über seine persönlichenVerhältnisse an:Adalbert Sipos 38 Jahre altJarovnica Tschechosl. röm.kath.,ledigArchitekt und akad. MalerI., Krugerstraße 5, Pension Distinguee fremd

Ich bin seit November 1923 alsZeichner beim Cronosverlag angestellt indessen Verlage die „Stunde“, die „Börseund die „Bühne“ erscheinen. Bezüglich desinkriminierten Bildes weiß ich folgendesanzugeben: Kurz vor Erscheinen der frag-

lichen Nummer, möglicherweise einigeTage vorher, erhielt ich von einem Mit-gliede der Redaktion der „Stunde“ einLichtbild des Karl Kraus und zwar einsolches wie mir aus dem Akte ein Origi-nal gezeigt wurde, mit dem Auftrage,dieses Bild in eine Zigeunerkapelle sohineinzukomponieren, daß es den Eindruckerwecke, als ob die betreffende Personsich bei einer Zigeunerkapelle unter-halten würde, wobei statt des Bucheseine Flasche Bitterwasser und ein Glas hinein-zuretouchieren sei. Wer mir diesenAuftrag gegeben hat, kann ich mich heutebeim besten Willen nicht erinnern,da ich an einem Tage sehr viele solcheAufträge erhalte, und außerdem dieArbeiten des vorgesetzten Maler Biro,der damals krank war, auch verrichtenmußte. Den Auftrag kann mir einMitglied der Bilderredaktion oder irgendein anderer der leitenden Redakteuregegeben haben, was sehr oft vorkommt,weshalb es mir nicht aufgefallenwäre. Auch der Fall, als solcher fielmir nicht auf, da ich bis dahin denKraus nicht gekannt hatte und auch

nicht gewußt hatte, wer er ist. Mirwar auch nicht bekannt, welcherZweck mit dem Bilde verfolgt werde,und hatte keine Zeit noch Anlaß,der Sache nachzugehen. Ich war nurbestrebt, den Auftrag rasch zu erledigen,da ich sehr viele ähnliche Arbeiten amTische liegen hatte. Ich ließ daher durchein Fräulein unserem FotographenWillinger, I. Kärntnerstraße telefonischersuchen, uns ein Lichtbild einerZigeunerkapelle zur Verfügung zu-stellen, da ich ein solches im Bilder-archiv nicht vorfand. Der Photograph schickte das Bild einer Zigeunerkapelleund ich klebte dasselbe mit demBilde des Karl Kraus so zusammen,wie es in der inkriminiertenNummer reproduziert erscheint. Obdie Reproduktion des Bildes desKarl Kraus mit Berechtigung geschahwußte ich nicht und interessierte ichmich auch nicht darum, da ich dies-bezüglich keine Ingerenz hatte undnur die mir erteilten Aufträgeauszuführen habe. Ich kann dahernicht sagen, wer die Veröffent-

lichung dieses Bildes veranlaßthat.

V.g.g.

Adalbert Sipos m.p.

49G.Z. Vr XXVI 4093/2539

Zeugenvernehmung.

Landesgericht für Strafsachen Wien I. am 13. März 1926. Beginn: ½2 Uhr n.

Gegenwärtig:Richter: OLGR. Dr Wetz Schriftführer:

Er gibt über seine persönlichenVerhältnisse an:Dr Hans Böhm 36 Jahre altWienevang. A.B.verheiratetRedakteur des Weltbildes IX. Lakierergasse 1a fremd

Ich war vom Dezember 1924bis Anfang August 1925 in der Bilder-redaktion der „Stunde“ tätig, woich faktisch den Dienst leitete. Be-züglich des inkriminierten Bildesweiß ich folgendes anzugeben:Dieses Bild wurde von AdalbertSipos zusammengesetzt nachdem er

sich ein Bild einer Zigeunerkapellevon unserem Photographen Willinger besorgt hatte. Er hat auch die FlascheBitterwasser hineingemalt undich erinnere mich, dass Sipos sich geäussert hatte, dasser froh sein, die Bitterwasserflascheim Hause selbst gefunden zuhaben. Noch am selben Vormittagehörte ich Sipos ärgerlich äussern,daß das Bild noch immer nichtrecht sei und verschiedenes zu än-dern sei, insbesondere der Hinter-grund verschwommener gemachtwerden müsse. Wie ich aus Gesprächenin der Redaktion und Äußerungendes Herrn Sipos entnommen habe,ist die Campagne gegen Karl Kraus vom Herausgeber Bekessy geleitetworden. Ich selbst habe die Über-zeugung daß auch die Veröffent-lichung dieses Bildes auf Veran-lassung und Wissen des HerrnBekessy geschehen ist, was auchdie allgemeine Meinung in derRedaktion war. Mir ist auch be-kannt, daß Herr Bekessy im Mainicht in Wien war sondern sich

in Deutschland aufhielt, und scheintes nicht unwahrscheinlich, daßHerr Bekessy den Auftrag zur Ver-öffentlichung dieses Bildes vor seinerAbreise erteilt hat, da es öfter vor-kommt, daß Bilder fertig klischiert,längere Zeit liegen bleiben, bis sieerscheinen.

V.g.g.

Dr Hans Böhm m.p.

Fortgesetzt am 30. März 1926, ½ 11h Vormittags.

Zeuge Adalbert Sipos gibt nach Vorhaltder Zeugenaussage Dr. Köhalmy ONr. 39, an:Ich glaube mich zu erinnern, daß ich dieBitterwasserflasche selbst im Hause gefundenhabe, kann mich aber nicht erinnern,ob und zu wem ich hierüber meineFreude ausgedrückt habe. Ich kann michauch nicht daran erinnern, daß ich eineärgerliche Äußerung darüber gemachthabe, daß das Bild noch nicht recht sei undnoch verschiedenes daran zu ändern sei,insbesondere, daß der Hintergrundverschwommener gemacht werden müsse.Ich kann mich auch nicht daran erinnern,wer mir einen Auftrag zur Verbesserungdes Bildes gegeben hat und mit wemich darüber gesprochen habe, da schonlange Zeit verstrichen ist und ich damalsder Angelegenheit gar keine Bedeutungbeigelegt habe und ich solche Aufträgetäglich mehrere erhalten habe. Ob zur da-maligen Zeit Herr Bekessy verreist warkann ich auch nicht angeben, da HerrBekessy öfter verreist war und ich mitihm in dieser Zeit fast nie verkehrthabe. Ich halte es daher auch für

ziemlich ausgeschlossen, daß Herr Bekessy den Auftrag zur Herstellung des frag-lichen Bildes persönlich erteilt hat, dasolche Fälle sehr selten vorkommenund ich mich daher daran erinnernwürde. Meiner Meinung nach mußes irgendein Redakteur der „Stundegewesen sein.

V.g.g.

Adalbert Sipos m.p.

Dr. Wetz m.p.

Eberl m.p.

Fortgesetzt am 7.5.1926 – 10 Uhr

Gegenwärtig OLGR. Dr Wetz Lapater als Schriftführer

Es erscheint der Zeuge Anton Stranyak und gibt an:

Es ist nicht möglich, den Zeitpunkt, bezw.den Tag festzustellen, wann meine Firma den Auftrag zur Erstellung des in Redestehenden Clichees erhalten hat. So viel ichmich erinnere war es einige Zeit vordem Erscheinen der betreffenden Nummerder Stunde. Aus unseren Aufzeichnungenkann nichts ersehen werden, weil dieAufzeichnungen nur die Stückzahl und dieGröße des Clichees und Lieferterminenthalten, aber keinerlei Aufzeichnungdarüber, woraus man den Gegenstanddes Clichees entnehmen könnte.

V.g.g.Ende ¼ 11 Uhr

Anton Straniak m.p.

Lapater

Dr. Wetz m.p.

56Vr XXVI 4093/2545

An diePolizeidirektionin Berlin.Polizeipräsidium 21. Mai 1925 V.10.–12Berlin

Es wird um Bekanntgabe ersucht, ob imMai 1925 (von wann und bis wann) in Berlin ein Emmerich Bekessy, 13.10.1887 in Budapest geboren, nach Wien zuständig, Zeitungsherausgeber,evangelisch, verheiratet, gemeldet war.

Landesgericht f. Strafsachen Wien I.Abt 26. am 18. Mai 1926Unterschrift

Landesgericht in Strafsachen Wien

Landesgericht für Strafsachen Wien I Eingelangt 31. Mai 19261 fach

Die gesuchte Person ist hierals gemeldet oder gemeldetgewesen nicht ermittelt.

Berlin, den 25.5.1926Das Einwohner-Melde-Amtdes Polizei-Präsidiums I.A.unl. Unterschrift

Kol 5/6 bleibt[Unterschrift]

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StadtverwaltungBad Wildungen

Tgb. Nr. 3560 PZu dort. Schreibenvom 18.5.26.Vr XXVI 4093/25 46

Bad Wildungen, den 28. Mai 1926

Eingelangt 4. Juni 1926

B

Der Chefredakteur Emmerich Bekessy aus Wien war vom 7.6. bis 27.6.1925hier im Hotel Fürstenhof zum Kur-aufenthalt gemeldet.

Auf AnordnungNolfe m.p.Polizei-Kommissar

An das Landesgericht f. Strafsachenin Wien I.

G.Z. Vr XXVI 4093/2549

Zeugenvernehmung.

Landesgericht Wien I in Strafsachen am 14.6.1926 Beginn: 1 Uhr

Gegenwärtig:Richter: OLGR – Dr. Wetz Schriftführer: Lapater

Strafsache:gegen Dr. Fritz Kaufmann

Alfred Ungar 29 J.Baden bei Wien mos.verh.JournalistX. Gudrunstr. 126 kein Verh.

Ich war im Frühjahr 1925 durch ca.2 Monate in der Redaktion der „Stundeund zwar in der Illustrationsabteilungals Redakteur beschäftigt.Nach Vorweisung des inkriminiertenBildes und der Anzeige der beigelegtenPhotographie des Karl Kraus.

Ich war an dem Tage, als das inkriminierte Bild in der Stunde erschien noch in derRedaktion beschäftigt.

Es ist jedoch unrichtig, dass mich HerrBekessy um die Beschaffung des Lichtbildes

des Karl Kraus ersucht hat, daß ich dasselbein der Buchhandlung Lanyi besorgt habeund sie dem Bekessy eingehändigt habe.Mit dem inkriminierten Bilde selbst habe ichnichts zu tun gehabt.

Ich habe aber das fragliche Lichtbild desKarl Kraus einige Tage vor dem Erscheinendes inkriminierten Bildes auf demSchreibtisch des Zeichners Sipos liegen gesehen.

Wer das Bild besorgt hat und den Auftrag hiezugegeben hat, weiss ich nicht.

Ich bin allerdings öfter beauftragtworden, für die Redaktion Bilder zubesorgen, doch war das gegenständliche Bild nicht dabei.

V.g.g.

Alfred Ungar m.p.

Ende ¼2 UhrDr Wetz m.p.Lapater m.p.