33.5 Privat-Anklage von Karl Kraus gegen Stefan Padajaunig wegen Ehrenbeleidigung

Materialitätstyp:

  • Durchschlag
Datum: 12. Mai 1925
Seite von 2

An dasStrafbezirksgericht IWien.

Privatankläger: Karl Kraus, Schriftsteller, Wien III. Hintere Zoll-amtsgasse 3 durch:

Vollmacht ausgewiesen zu U IV 1304/25

Beschuldigter: Stefan Padajaunig, angeblich Kanzleidirektor a.D.Wien VIII. Stolzenthalergasse 11

wegen Ehrenbeleidigung.

1 fach

Privat-Anklage.

Der Beschuldigte hat mich zur G.Zl. U IV. 1304/25wegen Ehrenbeleidigung verklagt. Bei der am 3. Dezember 1925durchgeführten Hauptverhandlung musste er den Strafantragkostenpflichtig zurückziehen, weil die Klage verspätet ein-gebracht und infolgedessen objektive Verjährung eingetreten war.Aus Zorn darüber beleidigte mich der Beschuldigte durchfolgende protokollarisch festgehaltene Bemerkung:

1.) „Es wurde mir von hoher Stelle bedeutet, als bekanntwurde, dass ich Karl Kraus eingeklagt habe, dass sich ein an-ständiger Mensch mit einem Individuum a la Fackelkraus nichtvor Gericht stellt. “

2.) „Ich kann mich mit den Expektorationen eines literari-schen Stizzis nicht befassen. “

Zur Orientierung des Berichtes sei bemerkt, dass der Beschul-digte wegen einer an mir begangenen gefährlichen Drohung vordem Landesgerichte Wien bestraft wurde.

Ich fühle mich durch die Worte des Beschuldigten in 1.) und2.) in meiner Ehre beleidigt und stelle durch meinen zur G.Zl.U IV 1304/25 ausgewiesenen Anwalt folgendeAnträge:

1.) auf Anberaumung einer Hauptverhandlung und Ladung des Be-schuldigten zu derselben,2.) Beschaffung der Strafkarte des Beschuldigten und des Vorakteswegen gefährlicher Drohung3.) auf Beschaffung des Aktes U IV 1304/25 eventuell Ladung des H.Dr. Ziffer als Zeugen4.) Strenge Bestrafung des Beschuldigten

Karl Kraus.

5.XII.25.