37.2 Brief Samek an Arbeiter-Zeitung (verantw. Red. Hugo Schulz)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
I., Innere Stadt
Schottenring
Datum: 16. Dezember 1925
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung

Empfänger

An: den | verantwortlichen Redakteur der „Arbeiter-Zeitung“ | Herrn Hugo Schulz
Rechte Wienzeile 97
Wien V.
Seite von 2

Im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus übersendeich Ihnen, ohne mich auf das Pressgesetz zu berufen, dem sie jaauch nicht in allen Punkten entspricht, eine Berichtigung derNotiz vom 10. Dezember 1925 „Eine Vorlesung von Karl Kraus“ undersuche um deren vollständige Veröffentlichung. Wenn Sie sichnicht entschliessen könnten, die Berichtigung vollständig und un-verändert abzudrucken, so bitte ich, von ihr keinen Gebrauch zumachen.

„Es ist unrichtig, dass während des Teiles des Vor-trages Karl Kraus’ ‚Nachfeier zum Revolutionsfest‘, richtigNachträgliche Republikfeier‘, welche die Kunststelle ‚zumGegenstande einer Kritik machte, einige Genossen ihrenEmpfindungen durch Zwischenrufe Luft machten, die zuerregten Auseinandersetzungen der Zuhörerschaft führten.‘

Richtig ist vielmehr, dass dieser Teil des Vortragesimmer aufs Neue durch einhelligen stürmischen Beifall un-terbrochen wurde, erst am Ende dieses Teiles der Zwischen-ruf eines einzelnen Angestellten des Favoritner Arbeiter-theaters fiel: ‚Müssen wir uns das in unserem eigenenHeim sagen lassen?‘ der von der Zuhörerschaft mit demRufe ‚Ja‘ beantwortet wurde, worauf neuerlicher Applaus

für den Vortragenden erfolgte. Richtig ist, dass erstals Herr Karl Kraus gegen Schluss des ganzen Vortrages,als er längst von der Besprechung der Kunststelle zur Be-trachtung der Wiener Presskorruption übergegangen war,und zwar bei den Worten: ‚Ich spreche von dem Eigentümerder Stunde, der es wagen darf, um sein Handwerk, das einengoldenen Boden hat, auch von aussen zu verzieren, sich andie Sozialdemokratie anzuschmarotzen,‘ es zu dem berich-teten Zwischenfall kam, der offenbar seine Ursache darinhatte, dass einige Wenige das Wort ‚Anzuschmarotzen‘statt auf den Eigentümer der Stunde auf Parteiführer be-zogen. Durch diese Feststellung ist auch die Behauptungeiner gewissen bürgerlichen Presse widerlegt, die ausdrück-lich von einer Beziehung dieser Stelle auf Dr. Bach ge-sprochen hat und die einer Berichtigung nicht gewürdigt wird.“

Hochachtungsvoll

rekomm.

Friedrich 17/XII 25KrausArbeiterZ