42.13 Brief RA Viktor Stadler an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
Rechtsanwalt | Dr. Viktor StadlerKärntnerstraße 12
Wien | I.
Empfänger
An: Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Sehr geehrter Herr Kollege!
Fräulein Regine Stern erteilte folgendemeiner Ansicht nach mit Skepsis anzunehmende Information:
Von dem Bruder Ihres Schwagers Ing. Georg Singer II., Praterstrasse 15, dessen Namen jedoch nicht genannt werdensoll, hat sie erfahren, dass ein gewisser Eugen Kopp-stein, Direktor der Ersten Getreidehandels-Gesellschaft in Wien I., Johannesgasse 4 erzählte, er habe dem B., als ernoch ganz arm war, Geld zur Gründung der Börse verschafft.
Etwa ein Jahr später sei B. bei Koppstein erschienen, habeihm erklärt, dass es ihm trotz persönlicher Dankbarkeit leidtue, mitteilen zu müssen, einer seiner Redakteure wisse eineschmutzige Geschichte mit einer Bilanz oder dgl.; der Redakteur müsse einen erheblichen Betrag bekommen, damit er schweige.
Koppstein habe darauf dem B. aufmerksam gemacht, dassdas ganze Gespräch von einem Diktaphon aufgenommen wordensei und überdies die Sekretärin alles mitangehört habe. DieSekretärin sei hineingerufen worden und habe das Gespräch desB. wiederholt, worauf sich dieser beschämt ohne Geld entfernte.Nähere Daten sind nicht bekannt, Koppstein soll ein Schwätzersein!
Fräulein Stern meint, dass man eventuell mit Singer sprechen sollte. Nachträglich erhielt ich einen Brief von ihr,den ich im Originale anschliesse.
Mit besten Grüssen Ihr sehr ergebenerDr. Stadler
2. JULI 1928Kraus – Bekessy Diverse