100.1 Brief Samek an die Redaktion des Prager Tagblatt

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
Wien
Datum: 4. Jänner 1928

Empfänger

An: die Redaktion des | „Prager Tagblatt“
Panska 12
Prag
Seite von 2

Sehr geehrter Herr!

Zu Ihrer Notiz „Karl Kraus’ Kampf gegen Schober“ in IhrerNummer vom 29. Dezember wollen Sie freundlichst nachtragen, daß erim letzten Heft der Fackel nicht „neue Beweise für seine Behauptung“erbringt, sondern überhaupt jetzt erst die Beweise für die imOktoberheft „Der Hort der Republik“ aufgestellte Behauptung. AuchIhre Bemerkung: „Kraus gibt ein Gespräch wieder, das er selbst mitSchober über Bekessy geführt habe; damals habe Schober Kraus seineSympathie ausgesprochen und ihm zugesagt, den Feldzug gegen Bekessyzu unterstützen“, wird dem Sachverhalt insofern nicht ganz gerecht,als im letzten Heft der Fackel das Wesentliche aller Unterredungendargestellt wird, die Karl Kraus mit Herrn Schober in einer dreiMonate währenden Verbindung geführt hat und deren Resultat dasvollkommene Gegenteil nicht nur der zugesagten Unterstützung war,sondern auch der vom amtswegen zu treffenden Maßnahmen. Das vonIhnen zitierte „Bemerken“, mit dem Kraus seine Darstellung schließe:„daß von einer Begünstigung des Emmerich Bekessy durch die Polizei-direktion oder durch einzelne Funktionäre derselben die Rede seinkönne“, ist im ganzen Zusammenhang des Aufsatzes „Mein Abenteuermit Schober“ natürlich weit stärker betont und bezieht sich in derangeführten Form lediglich auf die interessante Wendung in der Zu-schrift der Polizeidirektion an den „Österreichen Volkswirt“,daß von einer Begünstigung des Emmerich Bekessy „Keine Rede“ seinkönne.

Hochachtungsvoll

KrausSchober