103.12 Brief Samek an Justizrat Max Süssheim

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 24. Juli 1928
Betreff: Kraus – Fränkischer Kurier.

Empfänger

An: Wohlgeboren | Herrn Justizrat Dr. Süssheim
Nürnberg
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Auf Anweisung des Herrn Dr. Max Hirschberg in München sende ich Ihnen namens des Herrn Karl Kraus in dessenRechtssache gegen Oskar Franz Schardt einen Betrag von M. 60.–,davon M. 50.– als das von Ihnen begehrte Sonderhonorar. HerrDr. Max Hirschberg hat mir mitgeteilt, dass Sie sich vorbehaltenhaben, für den Fall eines Vergleiches mit dem Gegner, von die-sem ein höheres Sonderhonorar zu verlangen. Damit ist mein Mandant einverstanden. Ich setze als selbstverständlich voraus, dass,falls vom Gegner dieses oder ein höheres Sonderhonorar einge-bracht werden sollte, der bezahlte Vorschuss Herrn Kraus zurückerstattet wird. Ich muss Ihnen nämlich aufklären, dassHerr Kraus die Prozesse gegen die Presse nicht so sehr zumZwecke der Restituierung seiner Ehre führt, sondern mehr inder Kampflinie, die er gegen die Presse überhaupt einhält. Erwäre aber nicht in der Lage diese Prozesse zu führen, wenn erauch bei gewonnenen Prozessen, ausser bei Uneinbringlichkeitvom Gegner, namhafte Sonderhonorare bezahlen müsste. Ich selbstbegnüge mich daher in solchen Fällen mit einem geringfügigen

Teil der gebührenmässigen Kosten und auch Herr Dr. Hirschberg hält dies so. Ich will selbstverständlich damit Ihr Sonderhono-rar nicht kürzen, sondern Sie lediglich bitten, zu verstehen,warum ich um Rückerstattung für den Fall der Einbringlichkeitersuche.

Ich zeichne mit vorzüglicherHochachtung

Betr. KrausFränkischer Kurier exp. am 24.7.1928.