125.29 Brief Frankfurter Städtisches Schauspielhaus an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
Alwin KronacherFRANKFURT AM MAIN
Empfänger
An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Oskar SamekSchottenring 14
Wien I
Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt,
Auf Ihr Schreiben vom 26. v.M., das ich nach der Rückkehrvon der Sitzung des Bühnenvereins in Berlin hier vorfand, erwide- re ich Ihnen, dass die Spielzeit hier am 17. Juli schliesst.Mit einem kleinen Teil des Personals wird allerdings dann nochbis Ende Juli weitergespielt; aber mit diesen wenigen Schauspie- lern ist das Werk von Karl Kraus nicht aufzuführen. Ich bitteSie, die finanziell enorm schwierige Lage des Theaters zu berück- sichtigen, die es auch den Städtischen Bühnen auferlegt, be- sonders in der warmen Jahreszeit leichte Unterhaltungsstücke zugeben. Es ist doch absolut nichts Ungewöhnliches, dass ein Auf- führungstermin verschoben wird. Bei allen Verlegern wird das an- standslos bewilligt. Es liegt ja auch im Interesse des HerrnKraus, dass das Stück im Winter, in der guten Theaterzeit, heraus- kommt. Ich bitte Sie also, mit einer Prolongation für die nächsteSpielzeit einverstanden zu sein.
HochachtungsvollDr. Kronacher
[Steno]
Kraus – Städtische Bühnen 5. JUNI 1930