125.40 Brief Samek an Frankfurter Städtisches Schauspielhaus

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
Wien
Datum: 30. Jänner 1931
Betreff: Kraus – Frankfurter | städtische Bühnen
Diktiersigle: Dr.S/Fa

Empfänger

An: die | Schauspielintendantur der Städtischen Bühnen
Hochstrasse Nr. 46
Frankfurt am Main
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Intendant!

Da Herr Karl Kraus verreist war, bin icherst heute in der Lage Ihren Brief vom 16. Januar 1931 zu be-antworten.

Obwohl ich Ihren rechtlichen Standpunktdurchaus nicht anzuerkennen vermag, weil von einer vismajorim Sinne des Gesetzes nicht die Rede sein kann, so ist meinMandant dennoch bereit ein letztes Mal in eine Verschiebung ein-zuwilligen. Freilich wäre ein Aufschub bis zum Mai, der schoneine äusserst ungünstige Theaterzeit ist, nicht möglich; alsletzter Termin käme Mitte April in Betracht. Aber auch in dieseVerschiebung kann ich nur unter folgenden Bedingungen einwilli-gen: Es müsste ein vollstreckbarer Notariatsakt auf Ihre Kostenerrichtet werden, wonach das vereinbarte Pönale von Mark 2.000.–am 16. April ohne Rechtsweg vollstreckbar zu zahlen ist, wenndie Aufführung nicht bis zum 15. April stattgefunden hat. Ueber-dies müssten Sie erklären, dass der Aufführungsvertrag unberührtbleibt und dass die Aufführung trotz Zahlung des Pönales in derZeit vom 1.X. bis 15.XII.1931 stattfinden wird. Den Punkt derVorlesungen, deren Veranstaltung Sie selbst in Vorschlag ge-bracht haben, wollen wir keinesfalls in einen Konnex mit derAufführungsverpflichtung bringen, wohl aber in Verbindung mit

dem Aufführungstermin. Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie eineoder zwei Vorlesungen veranstalten wollen. Da es sich um Offen-bach-Vorträge handeln wird, für die ein Begleiter mitgenommenwerden muss, so wäre die materielle Bedingung, nach der Siefragen, für die einzelne Vorlesung 50 zu 50% mit einer Garantievon Mark 1.000.–. Das Programm wäre: Perichole mit dem neuenText von Karl Kraus und Pariser Leben mit dem Text von CarlTreumann in der Bearbeitung von Karl Kraus, (welches Werk inFrankfurt dringend der Rehabilitierung bedarf). Die Begleitunghätte in beiden Fällen Herr Franz Mittler. Wenn Sie nur eineVorlesung veranstalten könnten, so behält sich der Vortragendedie Abhaltung der zweiten in einem anderen Rahmen vor. DieVortragsdauer ist die eines Theaterabends von ca. drei Stunden.

Mit vorzüglicher HochachtungIhr ergebener

KrausFrankfurterstädtische Bühnen