130.17 Brief Samek an RA E. Lion

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 16. August 1929
Betreff: Kraus – Hamburger Nachrichten | II
Diktiersigle: Dr.S./Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. E. Lion, | Rechtsanwalt
Gänsemarkt Nr. 62
Hamburg 36
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bin nunmehr in der Lage Ihr Schreibenvom 27. Juli 1929 zu beantworten. Herr Kraus ist mit der vorge-schlagenen Austragung der Angelegenheit unter folgenden Bedingun-gen einverstanden. Die Hamburger Nachrichten bezahlen eine Busse vonMk. 200.– und sämtliche aufgelaufenen Gerichts- und Anwaltskosten,auch meine Kosten, die ich mit Mk. 80.– pauschalisiere. Ferner habensie folgende Erklärung zu veröffentlichen:

„Wir haben in unserer Nummer vom 8. Mai 1929 in einem Bericht über die Dresdner Uraufführung der ‚Unüberwindlichen‘ vonKarl Kraus den folgenden Satz veröffentlicht:

… Es handelt sich dabei um ein Werk des vielumstrittenenWiener Literaten Karl Kraus, Herausgeber der Fackel, der erstjüngst vor einem Plagiatvorwurf Otto Ernst Hesses nicht geraderühmlich bestand.

Wir erklären, dass niemals von Herrn Otto Ernst Hesse gegenHerrn Karl Kraus, Herausgeber der Fackel in Wien, der Vorwurfeines Plagiats erhoben wurde, sondern, dass vielmehr von KarlKraus die Behauptung aufgestellt wurde, dass das Gedicht OttoErnst HessesJunge Tänzerin‘ durch das Gedicht ‚Glockentänzerin

von Paul Zech angelegt worden ist. Der Vorwurf einesPlagiats wurde auch gegen Herrn Hesse von Herrn Karl Kraus nicht erhoben. Wir bedauern, einen unrichtigen Sachverhaltmitgeteilt zu haben.“

Ich erwarte Ihren geschätzten Bericht überdie Erledigung der Angelegenheit und zeichne mit vorzüglicherkollegialer

hochachtungsvoll

Betr. KrausHamburger Nachrichten II.16.8.1929.