Karl Kraus und Oskar Samek klagten durch den Hamburger Rechtsanwalt E. Lion die Hamburger Nachrichten, weil diese (unwissend) den Plagiatsvorwurf gegen Kraus aus Akte 122 perpetuiert hatten. Die Hamburger Nachrichten hatten zwar die von Kraus geforderte Berichtigung gebracht, aber nicht – wie gefordert – mit einem Ausdruck des Bedauerns. Also brachte E. Lion sowohl Straf- als auch Zivilklage ein. Die Hamburger Nachrichten verstanden diese Klagen vorerst nicht und bemühten sich um einen außergerichtlichen Vergleich: „Die Klage hat aber auch keinen Sinn. Kein Mensch, ausser dem Kläger, denkt heute noch an die beiden Feuilleton-Notizen.“ Es sei „abseiten der ‚Hamburger Nachrichten‘ alles geschehen, was irgend geschehen konnte, um dem überempfindlichen Kläger Genugtuung zu verschaffen, auf die er, nachdem seine Berichtigung gebracht war, ein Recht überhaupt nicht mehr hatte […]. In rechtlicher Beziehung ist zu bemerken, dass die Klage unhaltbar ist“ (130.31). Sowohl das Landgericht, als auch das Amtsgericht Hamburg sprachen die Hamburger Nachrichten tatsächlich frei. Kraus legte Berufung ein, wobei das Zivilgericht den Parteien dringend empfahl, sich zu vergleichen. Rechtsanwalt Lion teilte das mit, worauf Samek antwortete: „Herr Kraus führt die Prozesse nicht um bei den Lesern der Zeitungen tadellos dazustehen, sondern lediglich als eines der Kampfmittel gegen die Zeitungen, die zur wahrheitsgemässen Berichterstattung mit jeden gesetzlich erlaubten Mitteln verhalten werden sollten. Er unternimmt daher Prozesse nur dann, wenn sie mit grösster Wahrscheinlichkeit Aussicht auf Erfolg haben und Sie haben ja seinerzeit diese Aussicht mitgeteilt. Wenn natürlich der Stand des Prozesses ein ungünstiger ist, so müsste der Vergleich abgeschlossen werden“ (130.41). E.A. Lion erklärte, dass er gerade Kraus’ Fall als den einen „hochgeschätzten Mandanten“ mit ganz besonderer Sorgfalt behandle und auch durchaus bereit sei, bezüglich der Kosten Konzessionen zu machen. Schließlich einigte man sich so auf einen für Kraus günstigen Vergleich, wobei vor allem die Anwälte die Kosten trugen, was Kraus sehr bedauerte. E.A. Lion berichtete übrigens noch, der gegnerische Anwalt sei im Zuge des Prozesses zu einem neuen Verehrer von Kraus geworden.
130.1 Brief RA E. Lion an Verlag Die Fackel
24. Mai 1929
130.2 Brief RA E. Lion an Hamburger Nachrichten
6. Juni 1929
130.3 Zeitungsartikel aus: Hamburger Nachrichten, Nr. 260
7. Juni 1929
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
130.4 Brief RA E. Lion an Verlag Die Fackel
8. Juni 1929
130.5 Brief Samek an RA E. Lion
14. Juni 1929
130.6 Brief RA E. Lion an Samek
18. Juni 1929
130.7 Brief Samek an RA E. Lion
28. Juni 1929
130.8 Brief RA E. Lion an Samek
29. Juni 1929
130.9 Brief RA E. Lion an Samek
3. Juli 1929
130.10 Brief Samek an RA E. Lion
6. Juli 1929
130.11 Brief RA E. Lion an Samek
11. Juli 1929
8. Juli 1929
130.13 Privatanklage von Karl Kraus gegen Otto Schnabbel (RA E. Lion an das Amtsgericht Hamburg)
10. Juli 1929
130.14 Brief RA E. Lion an Samek
27. Juli 1929
130.15 Brief Otto Schabbel an RA E. Lion
26. Juli 1929
130.16 Brief Samek an RA E. Lion
30. Juli 1929
130.17 Brief Samek an RA E. Lion
16. August 1929
130.18 Brief RA H. Wahnschaff an Samek
19. August 1929
130.19 Brief RA E. Lion an Samek
4. September 1929
130.20 Brief Otto Schabbel an RA E. Lion
2. September 1929
130.21 Brief Samek an RA E. Lion
12. September 1929
130.22 Brief Verlag Die Fackel an Samek
14. September 1929
130.23 Brief RA E. Lion an Samek
14. September 1929
130.24 Brief Samek an RA E. Lion
25. September 1929
130.25 Postkarte RA E. Lion an Samek
8. Oktober 1929
130.26 Postkarte RA E. Lion an Samek
28. Oktober 1929
130.27 Brief RA E. Lion an Samek
7. November 1929
130.28 Brief RA E. Lion an Hamburger Nachrichten (RA Werner Bintz)
7. November 1929
130.29 Brief Samek an RA E. Lion
11. November 1929
130.30 Brief RA E. Lion an Samek
25. November 1929
22. November 1929
130.32 Brief RA E. Lion an Samek
7. Dezember 1929
2. Dezember 1929
130.34 Brief RA E. Lion an Samek
16. Dezember 1929
130.35 Brief Samek an RA E. Lion
17. Dezember 1929
24. Dezember 1929
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
12. Dezember 1929
130.38 Urteil des Amtsgericht Hamburg (15. P. No. 69/29, Richter: […] Buhl)
14. Dezember 1929
130.39 Brief RA E. Lion an Samek
24. Dezember 1929
130.40 Brief RA E. Lion an Samek
9. Januar 1930
130.41 Brief Samek an RA E. Lion
13. Januar 1930
130.42 Brief RA E. Lion an Samek
24. Januar 1930
130.43 Brief Samek an RA E. Lion
28. Januar 1930
130.44 Brief RA E. Lion an Samek
1. Februar 1930
130.45 Brief Samek an RA E. Lion
3. Februar 1930
130.46 Brief RA E. Lion an Samek
13. Februar 1930
130.47 Brief RA E. Lion an RA Werner Bintz
5. Februar 1930
130.48 Brief Samek an RA E. Lion
20. Februar 1930
130.48 Originalmappe Oskar Samek – Akt 130
24. Mai 1929
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
130.48 Aktenvermerk Oskar Samek – Akt 130
20. Februar 1930
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben