130.46 Brief RA E. Lion an Samek
Materialitätstyp:
- Typoskript
Sender
Dr. E. LionGänsemarkt 62
Hamburg 36
Empfänger
An: Herrn Rechtsanwalt | Dr. SamekSchottenring 14
Wien I.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Gemäss meinem in Abschrift beigelegten Briefan den Gegenanwalt vom 5. ds.Mts. ist jetzt der Vergleich inder zwischen Ihnen und mir vorgesehenen Weise zustandege-kommen. Die Gegenseite hat mir die RM 144.– überwiesen. Ichentnehme hiervon RM 100.– als Honorar. Die Gerichtskosten desZivilverfahrens sind bereits voll eingezahlt. Von den Gerichts-kosten des Strafverfahrens im Gesamtbetrag von RM 38.– sindRM 15.– einbezahlt; den Restbetrag von RM 23.– nehme ichin Verwahrung und überweise die somit verbleibenden RM 21.–auf Ihr Postscheckkonto.
Durch den Vergleich kommt leider meine Be-rufungsbegründung gegen das Strafurteil nicht mehr zur Verwen-dung, in der ich mit einer an den Schriften von Karl Kraus geübten Schärfe das Urteil der ersten Instanz lächerlich ge-macht hatte. Andererseits hatte ich das Vergnügen, dass derGegenanwalt mir kürzlich mitteilte, er habe sich einmal die„Fackel“ verschafft und Herr Kraus hätte einen neuen Verehrergewonnen.
Ich begrüsse Siemit ausgezeichneter HochachtungDr. Lion
Kraus – HamburgerNachrichten II.15. FEB. 1930