131.2 Berichtigungstext

Materialitätstyp:

  • Durchschlag
Datum: 25. Mai 1929
Seite von 3

Sie schreiben: „Während der Proben hörte ich zu meiner Ueberraschungvom Oberregisseur Gellner, der mich Falckenberg als den in Betrachtkommenden Bearbeiter vorgeschlagen hatte, dass Karl Kraus eine vonihm ‚revidierte‘ Ausgabe des alten Treumann-Textes auf Wunsch einesbefreundeten Regisseurs den Kammerspielen überlassen habe, – ohnemit seinem Namen dafür heraustreten zu wollen.“ Es ist unwahr, dassKarl Kraus eine von ihm „revidierte“ Ausgabe des alten Treumann-Textesauf Wunsch eines befreundeten Regisseurs den Kammerspielen überlassenhat, – ohne mit seinem Namen dafür hervortreten zu wollen. Wahr ist,dass er auf das Ersuchen der Kammerspielleitung, ihr eine Bearbeitungvon „Pariser Leben“ zu überlassen, geantwortet hat, dass er blosseine Revision des Treumann’schen Textes vorgenommen habe, die keineBearbeitung sei und deshalb für die Zwecke der Kammerspiele nicht inBetracht komme. Wahr ist, dass er nachträglich von der privaten Ver-leihung des im Theater am Schiffbauerdamm befindlichen Exermplars desrevidierten Textes an die Kammerspielleitung erfahren und diese Ver-leihung genehmigt hat. Wahr ist, dass er niemals kundgegegeben hat,für diese Textrevision mit seinem Namen nicht hervortreten zu wollen.

Sie schreiben: „Die Kammerspiele schickten nun den mit KarlKraus ebenfalls befreundeten Herrn Gellner nach Berlin, um mit demHerausgeber der ‚Fackel zu verhandeln.

Es ist unwahr, dass Herr Oberregisseur Gellner nach Berlin kam, „um mit dem Herausgeber der ‚Fackel zu verhandeln“. Wahr ist,dass der Herausgeber der Fackel mit Herrn Oberregisseur Gellner übernichts verhandelt hat.

Sie schreiben: „Aus Berlin zurück, sagte mir Herr Gellner,dass er Karl Kraus im Interesse der Kammerspielleitung bestimmt habe,

einen bereits in Angriff genommenen heftigen Einspruch – der sichübrigens hauptsächlich gegen die musikalische Versündigung an Offen-bach verwahre – zurückzuhalten. Er habe Karl Kraus dafür versprechenmüssen, ihm meinen Text zu besorgen. Ich wunderte mich zwar, dass einSchriftsteller vom Range Karl Kraus ohne jegliche Kenntnis der text-lichen, musikalischen und bühnenmässigen Bearbeitung heftig Stellungnehmen – noch mehr, dass er sich zu Verhandlungen mit einem Gegner,der allerdings privat zugleich sein Freund war, bestimmen lassenkönne, war aber im übrigen mit der Auslieferung des Textes gern ein-verstanden.

Es ist unwahr, dass Herr GellnerKarl Kraus im Interesse derKammerspielleitung bestimmt hat, einen bereits in Angriff genommenenheftigen Einspruch zurückzuhalten“. Wahr ist, dass Herr Gellner KarlKraus zu nichts bestimmt und Karl Kraus keinen bereits in Angriffge-nommenen heftigen Einspruch zurückgehalten hat.

Es ist unwahr, dass Herr GellnerKarl Kraus dafür habe ver-sprechen müssen, ihm meinen (Peter Schers) Text zu besorgen“. Wahrist, dass Herr Gellner dieses Versprechen ohne eine Gegenleistunggab und lediglich zu dem Zweck der Feststellung, dass das Exemplarder Revision, welches von der Kammerspielleitung noch nicht an dasTheater am Schiffbauerdamm zurückgeleitet war, für die von ihr ge-plante Inszenierung in keiner Weise und mit keinem Wort verwendetworden sei.

Es ist unwahr, dass „ein Schriftsteller vom Range Karl Kraussich zu Verhandlungen mit einem Gegner, der allerdings privat seinFreund war, bestimmen lassen“ konnte. Wahr ist, dass Karl Kraus wedermit einem Gegner noch mit einem Freund noch mit irgendeiner Personüber irgendeine Angelegenheit, die seine Revision oder seinen Ein-spruch gegen eine Bearbeitung betraf, sich zu Verhandlungen bestimmen

liess.

Es ist unwahr, dass „vier Wochen später Karl Kraus in einerMünchner Buchhandlung den von ihm revidierten alten TreumannschenText des ‚Pariser Lebens‘ vorlas“. Wahr ist, dass die Vorlesung imgrossen Steinicke-Saal, der einer Buchhandlung gehört, stattgefundenhat.

Es ist unwahr, dass „er sich gegen die von mir (Peter Scher)verübte Banalisierung verwahrte“. Wahr ist, dass er sich in dieserVorlesung gegen nichts verwahrt hat.

Es ist unwahr, dass ein Vers der „eigenen Neuschöpfungendie er „statt deren zum Vortrag brachte“, lautet:

Ich bitt’, Madame, nicht diesen Ton,Er ist von Scher und Salomon“.

Wahr ist, dass der Vers lautet:

Es ist von Scher und Salomon.

Es ist unwahr, dass ein Vers lautet:

Man braucht dort Luft, die Kunst ist fad“.

Wahr ist, dass er lautet:

Man braucht doch Luft, die Kunst ist fad.

Es ist unwahr, dass die Bezeichnung des Herrn Peter Scher alsdes „witzigsten Spötters Münchens“ von Karl Kraus als „Ungehörigkeitmit Sperrdruck in seiner Zeitschrift wiedergegeben wird. Wahr ist,dass die Wendung „Wiedergeburt eines unsterblichen Spötters durchden witzigsten Spötter“ von Karl Kraus mit Sperrdruck in seinerZeitschrift wiedergegeben wird.