134.10 Mitteilung K.K. [Kraus] an O.S. [Samek] durch Verlag [Die Fackel]

Materialitätstyp:

  • Typoskript
Datum: 23. November 1930
Seite von 2

Meines Erinnerns hat der Pisk auch wegen des Vorwurfs, daß er denOperettenschund begünstige, geklagt oder das irgendwie einbezogen.Selbst wenn nicht ausdrücklich inkriminiert, wäre Hinweis auf dasBeiliegende wichtig, da es zum Beweise des Schlieferltums beiträgt:wie er prinzipiell alle diese Theatergeschäfte fördert und vonStandpunkten, die einander entgegengesetzt sind. Die beiden Kriti-ken stehen hintereinander, so daß der Gegensatz plastisch wird. Inder ersten (wo das typische Reportercliché verkommt: „Die unver-wüstliche Zwerenz“, denn er hat ganz den Stil der bürgerlichenPresse, die für die Theaterkasse schreibt) lobt er dieOperette, weil sie „nicht die übliche Sentimentalität, sondernwirklichen Gefühlston“ aufweist. In der zweiten, wo er ganz offensagt, daß „die Leitung des Theaters hoffentlich den beabsichtig-ten Kassenerfolg erzielen wird“, macht er es so, daß er sich dieErfüllung dieser Hoffnung von der „triefenden Sentimentalität“ er-wartet, die er keineswegs tadelt, sondern als Lockmittel hinstellt,indem die Operette „vielleicht viele anlocken wird, die vom Theaterbillige Effekte verlangen“. In der ersten Kritik konstatiert er amSchluß „einen ehrlichen Erfolg“, am Schluß der zweiten „großen Er-folg“. Konsequenterweise mußte er vom Standpunkt der ersten Kritikdie andere Aufführung tadeln, da er aber dem Theater, das diesebringt besonders wohl will, erhofft er ihm mit einer Leistung, dienach seiner eigenen, soeben dokumentierten Ansicht einen Unwert darstellt, den beabsichtigten Kassenerfolg. Das bringt eben nurein Schlieferl zustande. Eine dritte Operette (Thaliatheater)kündigt er bloß an, die dürfte er am 25. (eventuell 24.) besprochenhaben. Leider habe ich da in der A.Z. nicht nachgesehen; ob er we-gen des echten Gefühlstones oder wegen der triefenden Sentimentali-tät lobt. Vielleicht könnte man die Nr. beschaffen.

Mitteilung K.K. an O.S. durch Verlag

Kraus – Dr. Pisk