134.63 Brief Samek an Georg Knepler
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Empfänger
An: Herrn | Dr. Georg Knepler | bei ParnasPfalzingerstrasse 3
Berlin W.15
Lieber Georg!
Ich hätte mir meinen Glückwunsch zu IhremEngagement in Wiesbaden für unser Zusammensein in Wien aufge-hoben, wenn mich nicht eine Bitte veranlasste, Ihnen noch vor-her zu schreiben. So wünsche ich Ihnen denn viel Glück inihrem so heiss angestrebten Beruf und insbesondere ein Weiter-rücken zum Kapellmeister, welcher Posten Ihnen ja erst dievolle Befriedigung geben kann. Jedenfalls ist der Anfang ge-macht. Dass Sie Erfolg haben und sich bewähren werden, daranzweifle ich gar nicht.
Nun zu meiner Bitte. Am 30. November 1929 sindin Berlin Arbeiterchöre von Hanns Eisler aufgeführt worden.Das eine davon hat den Titel „Auf den Strassen zu singen“,das andere den Titel „Naturbetrachtung“. Ich habe mich wegenFeststellung des Datums der Erstaufführung dieser Chorwerkein Berlin an den Komponisten Hanns Eisler Berlin, Bregenzer-strasse Nr. 9 selbst gewendet, der mir das oben angegebeneDatum mitteilte, aber ein Programm der Erstaufführung nichtmehr besitzt, sondern das Datum nur durch Umfrage angeblichauthentisch feststellte. Ich wäre Ihnen nun sehr verbunden,
wenn Sie Herrn Hanns Eisler unter der angegebenen Adresseanriefen und ihn befragten, in welchem Saale die Erstaufführungdieser Chorwerke stattgefunden hat und dann eventuell mir ausdem „Vorwärts“ oder einem anderen sozialistischen Blatt eineKritik dieser Chorwerke verschafften, entweder indem Sie dasBlatt, wenn es noch vorhanden ist, kauften, oder wenn nicht,die Kritik abschrieben. Vielleicht wäre auch ein Programm derErstaufführung noch bei der Direktion des Saales erhältlich, inwelchem sie stattgefunden hat. Selbstverständlich will ich nurdann, dass Sie meine Bitte erfüllen, wenn dadurch Ihre Zeitnicht allzusehr in Anspruch genommen wird, insbesondere sich,da Sie vor Ihrer Abreise nach Wien stehen, nicht wichtige Ge-schäfte oder Besorgungen dadurch verzögert oder verhindertwerden. Wenn es Ihnen aber unmöglich sein sollte der Sache nach-zugehen, so bitte ich es mir mitzuteilen, damit ich mich anHerrn Sigismund von Radecki wende. Oder wenn Ihnen das vielleichtmöglich sein sollte, wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie diesesSchreiben gleich an Herrn Sigismund von Radecki, Berlin W 50,Augsburgerstrasse 44, Pension Duncan, weiterleiten.
Mit vielen herzlichen Grüssen bin ichIhr
Betr. Kraus – Dr. Pisk exp. 1.7.1931.