142.1 Brief Th. Knaur Nachf-Verlag [Adalbert Droemer] an Richard Lányi

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Adalbert Droemer
Prager Straße 14
Berlin W 50
Datum: 2. Januar 1930
Diktiersigle: K/Dr/Di

Empfänger

An: Herrn | Richard Lanyi
Kärntner Straße
Wien I
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Lanyi,

im Besitze Ihres Telegramms betr. Kraus ist es fürmich sehr schwer, sofort eine Entscheidung zu treffen. Michstört es nicht, ob ich das Werk unter meiner Firma heraus-bringe oder wie bei „Bismarck“ unter einer anderen. Es handeltsich in erster Linie um die Frage, ob es möglich ist, von diesemWerk Hunderttausend Exemplare in einem Jahre abzusetzen. Nachder seinerzeit vorgenommenen Kalkulation umfasst das Werk ca. 1000 Seiten. Es ist natürlich auch auf ca. 700 bis 800 Sei-ten zu bringen, dann aber wird der Druck zu klein und das ganzeWerk wirkt unansehnlich. Trotz des Preises von M 2.85 mussauf Druck, Papier und Einband grösste Sorgfalt gelegt werden.Zu Ihrer Orientierung möchte ich bemerken, dass z.B. der BandBuddenbrooks“ in der Herstellung bedeutend billiger ist,trotz der ca. 800 Seiten Umfang, als die Bände meiner Standard-Serie, da der Einband, wie ihn Fischer bringt, um 10 Pfg. wenigerkostet, als der meiner Standard-Bände. Ich nehme an, dass Sie

auch „Die letzten Tage der Menschheit“ in einem gediegenenGeschenkeinband herausbringen wollen und nicht in einemeinfachen Bibliothekseinband wie „Buddenbrooks“.

Wie gesagt, muss bei einem Umfang und einer Ausstattungin der Art meiner Standard-Bände wenigstens eine Auflagevon 100000 Expl. erreicht werden; ob dies möglich ist, be-zweifele ich. Ich muss mir die Angelegenheit noch reiflichüberlegen. Vor 4 Wochen werde ich nicht in Wien sein undschriftlich kann ich mich jetzt nicht entscheiden. SollteIhnen von anderer Seite ein Angebot gemacht sein, so bin ichIhnen nicht böse, wenn Sie dort annehmen. Ich möchte nurzu erwägen geben, dass das Geschäft nur zu machen ist, wenneine dem Werk entsprechende Ausstattung in Betracht gezogenist.

Ich bitte mir mitzuteilen, ob Sie geneigt sind, biszu meinem Dortsein mit der Angelegenheit zu warten, damit ichevtl. Kalkulationen etc. vorbereite, um dann endgültig inWien die Sache zu erledigen. Auf alle Fälle werde ich Sieam Samstag früh zwischen 8 u. 10 Uhr in Ihrem Geschäft an-rufen. Lassen Sie mir inzwischen noch 1 bis 2 Expl. desWerkes, evtl. broschiert, zugehen.

Mit den besten GrüssenIhrDroemer

Kraus Knaur Verlag