144.57 Brief Anton Schroll Verlag für Kunst und Literatur an S. Fischer Verlag

Materialitätstyp:

  • Durchschlag mit handschriftlichen Überarbeitungen

Schreiberhände:

  • Oskar Samek, Bleistift

Sender

Anton Schroll Verlag
Graben
I., Innere Stadt
Datum: 1. Oktober 1931
Diktiersigle: Sch/G/K

Empfänger

An: Firma S. Fischer Verlag
Bülowstraße
Berlin
Seite von 3

Sehr geehrter Herr Fischer,

wir danken Ihnen bestens für Ihr freundliches Schreiben vom28.IX. in der Altenberg-Angelegenheit. Wir sehen daraus gerne, dassSie nach Klärung einiger Punkte auf die Sache zurückkommen wollen.

Inzwischen möchten wir jedoch gleich einige Irrtümer berich-tigen, die durch vielleicht nicht völlig klar gefasste Teile unseresSchreibens verursacht wurden:

1. Die Anzeige in der Fackel ist zu einer Zeit erfolgt, wo voneiner Uebernahme in einen andern Verlag noch gar nicht die Rede war.Es handelt sich nicht um eine Anzeige im Sinne eines Inserats, sonderndarum, dass Herr Kraus ein kurzes Vorwort zu Altenberg-Vorlesungen inBerlin und Wien in der Fackel publizierte, worin er davon Mitteilungmachte, dass er von Ihnen aufgefordert worden sei, die Auswahl vor-zunehmen und diese Aufforderung auch angenommen habe. Sie werden jainzwischen diese Stelle in der Fackel Nr. 800 Seite 51 gelesen haben.

2. Wir haben nie gemeint, dass das Manuskript Ihnen von uns auszugestellt worden wäre. Jedoch befand es sich unseres Wissens ja(und zwar bestehend aus den Büchern Altenbergs mit Anstreichungen vonHerrn Kraus) bevor wir es empfingen, in Ihrem Besitz und wurde danndurch Herrn Heinrich Fischer von Ihnen abgeholt. Ueber Ihren Wunscherhielten wir im April 1931 dann, nachdem wir das Manuskript über-nommen hatten, von uns eine Titelaufstellung des bereits gekürztenManuskriptes.

Im Grunde scheint es uns weder notwendig, noch im Sinne derSache, wenn eine Abmachung, wie sie jetzt zwischen unseren Verlagengetroffen werden soll, über den Rechtsanwalt und rein juristischgeführt wird. Wir haben daher Herrn Kraus, der unseres Wissens dieHerausgabe des Altenberg-Bandes als eine Freundes- und Künstler-pflicht ansieht, und nichts weniger wünscht als einen Streit beieiner solchen Gelegenheit, die Frage vorgelegt, ob er nicht einenAusweg für die Sache sähe. Herr Kraus hat sich nun in dankenswerterWeise bereit erklärt, die nochmalige Durcharbeitung des Manus-kriptes vorzunehmen und eine Beschränkung auf etwa 500 Seiten desZauberberg-Formats vorzunehmen. Er betonte, dass dieses Zuge-ständnis entgegen seiner künstlerischen Ueberzeugung und ohne seinemRechtsstandpunkt zu präjudizieren, nur im Interesse der reibungs-losen Erledigung der Angelegenheit geschähe und dass er sehr hoffe,eine solche damit zu ermöglichen.

Wir möchten uns dieser Hoffnung anschliessen und glauben,dass nun wirklich nichts mehr einer Zustimmung durch Sie im Wegesteht. Ein Auswahlband von 500 Seiten in so kleinem Format über-schreitet doch gewiss nicht das Uebliche und kann Ihnen gewissnicht mehr Schaden zufügen als einer von 400 Seiten.

Es würde uns sehr freuen, wenn Sie nach den wirklich dankens-werten Zugeständnissen, die Herr Kraus und wir Ihnen gemacht haben,indem wir sowohl die zeitliche Beschränkung als auch eine wesent-liche Reduzierung annahmen, nun das geringere Zugeständnis desUmfangs von 500 Seiten statt 400 auf sich nehmen wollten.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung und bestem Dankim voraus, zeichnen wir

Kraus Altenbergausw. 2. OKT. 1931