154.1 Brief Samek an Arbeiter-Zeitung (verantw. Red. Oskar Pollak)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 29. Jänner 1931
Betreff: Kraus – Arbeiter-Zeitung | VIII.
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: den | verantwortlichen Redakteur der „Arbeiter-Zeitung“ | Herrn Dr. Oskar Pollak
Rechte Wienzeile 97
Wien V.
Seite von 2

Im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus verlange ich die Berichtigung der in Ihrer Nummer 16 vom16. Jänner 1931, Seite 5, in der Notiz „Eine Klage gegen dieBerliner Volksbühne“ mitgeteilten meinen Mandanten betreffendenunrichtigen Tatsachen gemäss § 23 Pr.G.

Sie schreiben: „Die Volksbühne wird gegendas Urteil Berufung einlegen, da sie nicht aus bösem Willenoder, wie behauptet worden war, aus Rücksichtnahme auf dieösterreichische Gesandtschaft und das Polizeipräsidium dasStück nicht in den Abendspielplan aufnahm, sondern weil beider Ansetzung für eine zweite Matinee die Beteiligung so geringwar, dass die Aufführung nicht erfolgen konnte.“ Es ist unwahr,dass behauptet worden war, das Werk „Die Unüberwindlichen“ seiaus Rücksichtnahme auf die österreichische Gesandtschaft unddas Polizeipräsidium nicht in den Abendspielplan aufgenommenworden. Wahr ist, dass vom Kläger Karl Kraus lediglich behauptet wurde, dass die Volksbühne die „Unüberwindlichen“ aufIntervention der österreichischen Gesandtschaft nicht in denAbendspielplan aufgenommen hat. Es ist unwahr, dass bei derAnsetzung für eine zweite Matinee die Beteiligung so gering

war, dass die Aufführung nicht erfolgen konnte. Wahr ist, dassam Dienstag, also sechs Tage vor der angesetzten zweiten Matinee,unmittelbar nach deren Verlautbarung, laut eigener Angabe derbeklagten Volksbühne 251 Karten verkauft waren. Wahr ist, dassan demselben Dienstag ein Plakat der Volksbühne erschien, aufwelchem die Wiederholung unter Hinweis auf den aussergewöhnlichenErfolg angekündigt wurde, dass seine Wirkung aber gar nicht abgewartet wurde, sondern dass bereits am Mittwoch vormittagsKartenkäufern an der Kassa erklärt wurde, die Aufführung sei abgesetzt. Wahr ist, dass an eben jenem Dienstag die Interventionder österreichischen Gesandtschaft erfolgt war.

Rekommandiert mit Rückschein.

KrausArb. VIII.