164.5 Brief Samek an RA Willy Katz

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 18. August 1931
Betreff: Kraus – Berliner Tageblatt | und Emil Ludwig.
Diktiersigle: Dr.S./K.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Willi Katz, Rechtsanwalt
Friedrichstr. 204
Berlin, SW 68
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ihr Schreiben vom 12. August und die beiden beige-legten Vollmachten habe ich Herrn Kraus, der inzwischen verreiste,nachgesandt. Er wird Ihnen die Vollmachten wohl unterdessen schonunterfertigt eingeschickt haben oder es in den nächsten Tagen tun.

In den Angelegenheiten selbst möchte ich Ihnen mit-teilen, dass ich mir natürlich darüber klar war, dass Herr Hildenbrand angeklagt werden muss und dass die allgemeine Bezeichnung des Prozes-ses, als gegen das Berliner Tageblatt gerichtet, nur auf die in meinemVerkehr mit Herrn Kraus anerzogene Gewohnheit zurückzuführen ist. Obdie Berichtigung selbst datiert war, weiss ich nicht, ich glaube, dass esnicht der Fall war, doch geht wohl das Datum aus dem Schreiben ausmeiner Kanzlei hervor, dem die Berichtigung beigelegen war. Sollte dasDatum von Relevanz und die Unterlassung ein Fehler gewesen sein, somüsste man unter Umständen die Berichtigung wiederholen. Ich bitte mirdas dann mitzuteilen.

Zur Sache Emil Ludwig: Wohltätigkeitsvorlesungen alssolche waren wohl öfter auf Plakaten angezeigt, was doch als den Zweckförderlich notwendig und einwandfrei ist. Das ist aber gerade dasGegenteil von einer angeblichen Plakatierung, dass irgend jemandem einBetrag zugewendet wurde, solches ist natürlich nicht geschehen.

Der Unterschied im Adjektivum „jede“ kommt also garnicht in Betracht, da Ludwig ja behauptet, dass nachträglich aufPlakaten renommiert wurde, während blos, wie es sich gehört, dieAbsicht, die Erträgnisse von Vorlesungen, Kriegsfürsorgen odersonstigen Zwecken zuzuwenden, angezeigt und die Abführung der Sum-me ordnungsgemäss regelmässig ausgewiesen wurde. Oft ist eine sol-che Anzeige auf den Plakaten nicht erschienen. Der Hinweis auf dasvorangegangene Lob der literarischen Gesamtleistung kann nach mei-nem Dafürhalten um so weniger wirken, als ja gerade die Unterschei-dungals Charakter verliert er die Partie“ die Absicht derethischen Herabsetzung evident macht.

Ich bin mit vorzüglicher kollegialerHochachtung

Kraus Berliner Tageblatt Emil Ludwig