175.7 Brief Josef Bartosch an Kraus

Materialitätstyp:

  • Manuskript

Sender

Prof. J. Bartosch
Böcklinstr. 44
Wien, II./1.

Empfänger

An: Herrn | Karl Kraus, | Herausgeber der Fackel
Hintere Zollamtsstraße Nr 3
Wien, III. Bz.
Seite von 3

Sehr geehrter Herr Kraus!

Am Beginn meines Schreibens bitte ich Sie, nicht ungehaltensein zu wollen, wenn ich es wieder einmal wage, fürmeine blinden Schüler mit einem Anliegen zu kommen.Die Radio Empfangsanlage des Institutes ist herzlichschlecht. Wir haben wohl vor einigen Jahren von derRawag einen Apparat mit Lautsprecher erhalten, docherweist sich diese Anlage heute schon als ganz unzulänglich:Der Apparat hat keinen Netzanschluß und ist vor allem,da er 2 Lautsprecher (einen in der Knaben- und einenin der Mädchenabteilung) betreiben muß, viel zuschwach. Nachdem die Institutsdirektion über dieMittel zur Anschaffung eines neuen besserenApparates nicht verfügt, wende ich mich als

Radio-Referent der Anstalt mit der Bitte an Sie,unseren Zöglingen zur Anschaffung eines brauchbarenRadiogerätes eine Spende von 280–300 S gütigstzuwenden zu wollen. 96 des Augenlichtes beraubteKinder und Jugendliche, für die der Rundfunk in derTat unendlich viel bedeutet, würden Ihnen von ganzemHerzen danken, wenn Sie, hochgeehrter Herr Kraus,die vorgetragene Bitte gewähren könnten.Wollen Sie in diesem Falle die Spende an die Direktiondes Blinden-Erziehungs-Institutes in Wien, II.,Wittelsbachstraße Nr 5 mit der ausdrücklichenBestimmung ihres Zweckes gütigst überweisen.Ich sage Ihnen jetzt schon recht herzlichen Dank undverbleibe mit dem Ausdruck vorzüglichster HochachtungIhr sehr ergebener

Josef BartoschWien, II./1., Böcklinstraße 44.

R 43–2–54

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