189.43 Brief RA Johann Turnovsky an Samek

Materialitätstyp:

  • Durchschlag mit handschriftlichen Annotationen

Schreiberhände:

  • Karl Kraus, Bleistift

Sender

JUDr. JOHANN TURNOVSKY | Advokat
Vodičkova 33
Prag
Datum: 16.IV.1934
Betreff: Karl Kraus – Gegen-Angriff

Empfänger

An: P.T. | Herrn Dr. Oskar Samek
Reindorfgasse 18
Wien – XIV
Seite von 2

Nachdem das Strafbezirksgericht dievorläufige Beschlagnahme aller seit dem 31.III. d.J. erschienenenNummern des Gegen-Angriff angeordnet und die Polizei-Direktion das zuständige Polizeikommissariat mit der Durchführung dieserAnordnung betraut hatte, wurde die Veröffentlichung der Presse-berichtigung in der Nummer vom 14. April d.J. vorgenommen. Dr. Marie Schnie-rer hat das Gericht und die Polizei-Direktion hievon verständigt,diesen die erfolgte Veröffentlichung nachgewiesen, worauf dieBeschlagnahme im Sinne des § 16 der Pressgesetznovelle wiederaufgehoben worden ist.

Ich sende Ihnen das die Berichtigung ent-haltende Blatt ein. Natürlich enthält die Berichtigung, wie esbeim Gegenangriff üblich ist, zwei Fehler. Nach „In dieser gros-sen Zeit“ fehlt der Beistrich, nach „Nummer 462 vom 9. Oktoberfehlt die Jahreszahl 1917. Ich weiss nicht, ob Herr Kraus wünschenwird, dass ich diese zwei Fehler richtigstellen lasse.

Betrifft: Veröffentlichung der Photographie des Herrn Kraus:

Auf meine Anfrage, wieviel Kopien dersistierten Photographie angefertigt worden sind und wieviel vomPhotographen an dritte Personen ausgefolgt wurden, teilt diesermit, er habe nur eine Kopie angefertigt / von den an die Bestelle-rin der Bilder gelieferten abgesehen / und diese einem Herrn über-

geben, den er für einen Beauftragten der Schlossverwaltunggehalten habe, da dieser ausdrücklich Bilder aus dem SchlosseJanovic verlangt habe. Er entschuldigt sich damit, dass ernicht gewusst habe, dass durch die Ausfolgung des Bildes anden erwähnten Herrn die Rechte der Bestellerin, resp. der auf-genommenen Person verletzt werden könnten.

Unter diesen Umständen glaube ich von einer weiteren Behand-lung dieser Angelegenheit absehen zu können.

Betrifft: Ehrenbeleidigungsangelegenheit Karl KrausGegenangriff

Ich habe die Anordnung der Hauptverhandlungbereits wiederholt urgiert, doch konnte ich bisher bezüglichdes Termines keine feste Zusage erwirken, da der Pressesenat ausserordentlich überlastet ist und die Fälle nach dem Datumdes Einlangens der Anklageschrift zur Hauptverhandlung bestimmt.

Indem ich bitte diese Mitteilungen zur Kenntniszu nehmen und mich Herrn Kraus bestens zu empfehlen, zeichne ich

mit vorzüglichster Hochachtung ergebener:Dr. Turnovsky

1 Beilage

KrausGegenangriff17. APR. 1934