193.65 Brief Samek an RA Johann Turnovsky
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekReindorfgasse
XIV., Penzing
Empfänger
An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | AdvocatVodickova 33
Prag II.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Mit dem besten Dank auch von seiten desHerrn K. bestätige ich den Empfang Ihres freundlichen Schreibensvom 19. Dezember 1935 und gratuliere Ihnen auch in seinem Namenzu dem Erfolg bezüglich des Delegierungsantrages. Wenn die Ab-weisung des Delegierungsantrages rechtskräftig wird (ich weissnicht, ob ein Rechtsmittel dagegen möglich ist), bitte ich Sie,die Klagen gegen Dr. Schwelb und gegen Dr. Strauss einzubringen.Damit ist auch der Plan der Zurückziehung nicht mehr aktuell. Erwar selbstverständlich nur so aufzufassen, dass in voller Kennt-nis der zu erwartenden Lumpereien, denen man eventuell auchpraevenire gemacht hätte, der ganze Fall und Skandal dargestelltund aller Welt klar gemacht worden wäre, dass man nicht Lust hat,sich von irgendwelchem talentlosen Vorleser eine Vorlesung auseigenen Schriften sechs Wochen lang anzuhören und zu allem aus-serdem „Stellung nehmen“ zu müssen. Gegenüber einer solchenAbsurdität wäre es eben das kleinere Uebel gewesen, und manhätte die vollkommene Wehrlosigkeit gegen eine Rechtsverweigerungin dieser Form ein für allemal zum Ausdruck gebracht und selbst-verständlich sich voll bewusst jeder Presselumperei für künftigeFälle preisgegeben. Zum Glück hat das einsichtige Obergerichtdiesen Notstand offenbar mitgefühlt und uns diesen Schritt er-
spart.
Indem ich Ihnen angenehme Weihnachtsfeier-tage wünsche und Sie vielmals herzlichst grüsse und auch Wünscheund Grüsse des Herrn K. übermittle, bin ich
mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener
Betr. Kraus – Sozialdemokrat exp. 21.12.1935.