193.69 Brief Samek an RA Johann Turnovsky

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XIV., Penzing
Datum: 15. Januar 1936
Betreff: Kraus – Soz.Dem.
Diktiersigle: Dr.Sa/Ma.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Johann Turnovsky, | Advokat
Vodickova 33
Prag II.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Herr Kraus möchte zur Verhandlung vom22. ds. noch einmal Ihnen den Inhalt der Aeusserung zumDelegierungsantrag, soweit er sich auf die Beweis-führung über angebliche Widersprüche erstreckt, ansHerz legen und empfehlen, dass Sie nachdrücklichstauf diese Art der Beweisführung durch die Gegenseite zur Verschleppung des Urteils hinweisen.

Es besteht nun die Möglichkeit, dass dieGegenseite sich nunmehr einfach verurteilen lässt, esbesteht aber auch die Möglichkeit, dass sie neueBeweisanträge zum Zwecke des Nachweises einer unlauterenHaltung des Herrn Kraus stellt. Einer der Anklagepunkteist der wegen des Vorwurfes, Herr Kraus stelle einenausgewachsenen Zuchthäusler über Lasalle. Es ist offen-bar, dass von seiten des „Sozialdemokrat“ hier derVicekanzler Starhemberg gemeint ist, doch ist der Nameweder in der Fackel noch in dem inkriminierten Artikel ausgesprochen. Sollte es zu irgend einer weiterenBeweisführung kommen, so bitte ich Sie, unbedingt dieGegenseite zu der Namensnennung zu veranlassen undeventuell durch Einvernahme des Vicekanzlers Starhemberg

als Zeugen den Gegenbeweis zu führen, dass er niemalszu einer Freiheitsstrafe verurteilt oder wegen einesDeliktes, das mit einer solchen bedroht ist, ange-klagt worden ist.

Im übrigen hoffe ich, dass die Gegen-seite ihr Manöver nunmehr aufgeben und sich verur-teilen lassen wird und dass nunmehr die Sache einEnde finden wird.

Indem ich Ihnen die Grüsse des HerrnKraus übermittle und Sie auch selbst herzlichstgrüsse, zeichne ich

mit vorzüglicher kollegialerHochachtungIhr ergebener