195.59 Brief RA Johann Turnovsky an Samek

Materialitätstyp:

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Sender

JUDr. JOHANN TURNOVSKY
Vodičkova 33
Prag
Datum: 22.II.1937
Betreff: Karl Kraus – „AUFRUF“

Empfänger

An: P.T. | Herrn Dr. Oskar Samek
Reindorfgasse 18
Wien – XIV
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Doktor.

Ich bestätige dankend den EmpfangIhres frdl. Briefes vom 19. d.M. Ich kontrolliere selbstverständ-lich die Einhaltung des Vergleiches, bisher ist weder die Erklä-rung veröffentlicht, noch sind die Kosten bezahlt worden.

Was die Einsendung einer Honorarnotebetrifft, wäre Folgendes zu sagen:

Ich habe natürlich niemals darangedacht, Herrn Kraus eine Honorarnote zu geben und habe deswegenüber seine Vertretung nur ein Evidenzkonto geführt. In diesem,44 Seiten umfassenden Konto sind wohl alle Leistungen, insofernesie mit Barauslagen verbunden waren, nicht aber die zahlreichenKonferenzen, verzeichnet und es wäre sehr mühevoll und einiger-massen zeitraubend, eine Note für das Verlassenschaftsgericht aufzustellen. Wenn Sie diese Note jedoch brauchen, dann müsste ichmich eben dieser Arbeit unterziehen, brauche jedoch hiezu Zeit, umso-mehr, als ich jetzt in einer äusserst komplizierten Verlassenschafts-angelegenheit mit Ausgleich und Erbschaftsprozessen ausserordentlichin Anspruch genommen bin.

Einer anlässlich einer telefonischenRücksprache von Herrn Fischer gemachten Bemerkung habe ich mit Be-stürzung entnommen, dass die Wiener Polizeidirektion die Herausgabe

des Nachrufheftes untersagt hat. Herr Fischer konnte mir diesbe-züglich nichts Näheres mitteilen und da mich die Sache natürlichsehr interessiert, wäre ich Ihnen für einen Bericht in dieser Sa-che sehr dankbar.

Ich bin mit den besten GrüssenIhr ergebener:Dr. Turnovsky

KrausAufruf23. FEB. 1937