196.25 Brief RA Robert Herrmann an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. ROBERT HERRMANN
MASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Datum: 8. April 1935
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung.
Diktiersigle: DrG/K

Empfänger

An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 9. APR. 1935
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege.

Herr Schramek ist zu der für den 5. d.M.anberaumt gewesenen Einvernahme wiederum nicht erschienen. An sei-ner Stelle kam sein Anwalt Dr. Ečer, der seinen Klienten miteiner neuerlichen schweren Erkrankung entschuldigte.

Ein heute zu Kontrollzwecken bei derErsten Prager Krankenversicherungsanstalt, bei welcher derBeschuldigte angestellt ist, von meiner Kanzlei in entsprechenderForm vorgenommener Anruf ergab, dass Schramek tatsächlich seitvielen Monaten nicht mehr Dienst zu machen scheint. Die Beamtin der genannten Anstalt, welche die Auskünfte gab, erklärte, dass,soweit sie informiert sei, Schramek an einer schweren Nieren-erkrankung leide, die ihn ans Bett oder zumindest ans Haus fessle,dass er seit vielen Monaten keinerlei Arbeiten mehr verrichte,obwohl er nach wie vor im Beamtenstatus der Krankenversicherungs-anstalt geführt werde.

Da die Sache sich schon äusserst langeschleppt, möchte ich, falls Sie damit einverstanden sind, eineEingabe beim Untersuchungsrichter überreichen, in der ich ver-lange, dass Schramek entweder durch die Rettungsgesellschaft zuGericht gebracht und dort einvernommen werde oder aber dasssich der Untersuchungsrichter in die Wohnung des Beschuldigten

begibt, um dort die Einvernahme Schrameks vorzunehmen.

Ich erbitte mir Ihre freundliche Stellungnahmeund zeichne

mit kollegialer HochachtungergebenerDr. Herrmann

KrausArb.Ztg. 9. APR. 1935