196.54 Brief RA Felix Gallia an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. FELIX GALLIA
MASARYKSTRASSE 25/27
BRÜNN
Datum: 9. Jänner 1936
Betreff: Karl Kraus.
Diktiersigle: Dr.G/b

Empfänger

An: Wohlgeboren Herrn | Dr. Oskar Samek, | Rechtsanwalt
Reindorfgasse 18
Wien XIV.
Datum: 10. JAN. 1936
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege.

Sowohl über die gegen Josef Schramek wie auchüber die gegen Hugo Sonnenschein überreichten Anklagen wurdendie Hauptverhandlungen auf den

18. Feber l.J., 11 Uhr, Saal 25

des hiesigen Strafkreisgerichtes angeordnet.

Ich habe einen Antrag auf Verbindung beiderSachen gestellt, dem aller Wahrscheinlichkeit nach bei diesemTermin stattgegeben werden wird. Darauf deutet die Anberaumungbeider Verhandlungen auf den gleichen Tag und die gleicheStunde.

Wir haben zu der Hauptverhandlung Schöffen zunominieren. Da es immerhin möglich, wenn auch recht unwahr-scheinlich ist, dass Herrn Kraus irgend eine der in den Schöf-fenlisten enthaltenen Personen bekannt ist, übermittle ichIhnen jedenfalls ein Verzeichnis der Schöffen in der Anlage.Die auf Seite 1./ und 2./ angeführten Personen sind die Haupt-schöffen, die auf den Seiten 3./ und 4./ genannten die Er-satzschöffen. Aus jeder dieser Gruppen ist ein Schöffe zuwählen.

Sollte Herr Kraus, wie ich annehmen muss, mirbezüglich der Wahl der Schöffen keine Aufträge zu geben imStande sein, werde ich selbst versuchen, geeignete Personenauszuwählen. Es wird bei der Wahl der Schöffen auf derenpolitische Zugehörigkeit jedenfalls Rücksicht genommen wer-den müssen, obwohl das entscheidende Wort natürlich dieBerufsrichter sprechen.

Ich erwarte Ihre freundliche Rückäusserung undzeichne

mit kollegialer HochachtungergebenerDr. Gallia.

P.S. Ich hatte nach Fertigstellung obigen Briefes Gelegenheitmit dem nunmehrigen Senatsvorsitzenden G.R. Dr. Winter zusprechen. Er hat mir meine Vermutung bestätigt, dass bei-de Sachen bei der Hauptverhandlung vom 18. d.M. vereinigtwerden. G.R. Winter ist mir als Vorsitzender sehr ange-nehm, da er, wie ich weiss, doch eine zumindest teilweiseKenntnis der Arbeiten unseres Klienten hat. Ich habe ihninständig gebeten, den hiesigen Prozess von dem PragerVerfahren ganz unabhängig zu halten und hoffe, das auchdurchzusetzen.

D.O.

1 Beilage

KrausArb. Ztg. 10. JAN. 1936