196.55 Brief Samek an RA Robert Herrmann

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Reindorfgasse
XV., Rudolfsheim-Fünfhaus
Datum: 11. Januar 1936
Betreff: Kraus – Arbeiterzeitung
Diktiersigle: Dr.Sa/Ma.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Robert Herrmann, | Advokat
Masarykstrasse 25/27
Brünn
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Mit dem besten Dank auch von seiten desHerrn Kraus bestätige ich Ihnen den Empfang Ihres freund-lichen Schreibens vom 9. Januar 1936. Zu der uns eingesendetenSchöffenliste können wir keine Stellung nehmen und über-lassen Ihnen die Auswahl. Das Schöffenverzeichnis sende ichzurück.

Wahrscheinlich werden die Gegner die gleicheVerschleppungstaktik einschlagen, wie wir dies aus den PragerProzessen gewohnt sind. Wie Ihnen vielleicht bekannt seindürfte, haben dort die Gegner zuerst einen Antrag gestellt,zum Nachweis der Gesinnungsänderung des Herrn Kraus eineVorlesung von ca. 2000 Seiten aus seinen Schriften vorzunehmenund sich erbötig gemacht, zu diesem Zwecke innerhalb vonsechs Monaten eine Uebersetzung der Schriften vorzulegen.Nach Ablauf der Frist, in der selbstverständlich die Ueber-setzung nicht vorgelegt wurde, haben die Gegner einen Delegie-rungsantrag gestellt, den sie damit begründeten, dass demverantwortlichen Redakteur aus materiellen Gründen die Vorlageder Uebersetzung nicht möglich gewesen sei. Dieser Delegierungs-antrag wurde bereits rechtskräftig abgewiesen. Ich habe nun

aus Anlass der Befassung mit dem DelegierungsantragHerrn Dr. Turnovsky eine von mir gemeinsam mit Herrn Kraus verfasste Aeusserung übermittelt, die vielleicht für Sieeine instruktive Information enthält, wie es mit den vonder Gegenseite immer wieder vorgebrachten „Widersprüchen“zu halten ist. Ich übersende Ihnen daher einen Durchschlagdieser Aeusserung, bitte Sie aber, ihn mir nach Beendigungdes Prozesses zurückzusenden, da ich kein weiteres Exemplarbesitze.

Mit vorzüglicher kollegialer HochachtungIhr ergebener

2 Beilagen.

Kraus – Arbeiterzeitung / 11.1.36