36.3 Brief Samek an Tages-Post (verantw. Red. Franz Weichselbaumer)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 24. November 1926
Betreff: Kraus – Kuh
Diktiersigle: /G

Empfänger

An: den | verantwortlichen Schriftleiter der „Tages-Post“ | Herrn Franz Weichselbaumer
Walterstrasse Nr. 16
Linz
Seite von 2

Auf Grund der in beiliegender Vollmacht ausge-wiesenen Ermächtigung verlange ich im Namen des Herrn KarlKraus die Berichtigung folgender, in der Nr. 263 der„Tages-Post“ vom 14. November 1926 in dem Artikel „Krauskontra Kuh“ mitgeteilten Tatsachen.

Sie schreiben: „Schon vor etwa zwei Jahren kam eszu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, als Kuh in einemVortrage den Fackelkraus mit den ‚Narren Zarathustras‘ ver-glich. Karl Kraus, der Federgewaltige, flüchtete nun abermals inden Schutz der Gerichte – literarisch also das Eingeständnisdes Unterliegens.

Die in diesem Artikel behaupteten Tatsachen sind unwahr.Wahr ist vielmehr, dass es vor etwa zwei Jahren zu keiner ge-richtlichen Auseinandersetzung kam. Wahr ist, dass Kraus nichtabermals „in den Schutz der Gerichte flüchtete.“ Wahr ist, dassder Vortrag am 25. November 1925, also vor einem Jahre gehaltenwurde und dass die gerichtliche Aburteilung infolge Verschleppungdurch den Angeklagten erst jetzt erfolgte. Wahr ist, dass vorher

eine Aburteilung desselben Angeklagten nicht wegen eines Vor-trages, sondern wegen einer Beschimpfung in der Presse und zwarvor einigen Monaten erfolgt ist.

rekommandiert,m. Rückschein. 1 Vollmacht, um deren Rücksendung mittels desbeigeschlossenen Kuverts gebeten wird.

KrausKuh 24.XI.26