76.14 Brief Richard Flatter an Verlag Die Fackel

Materialitätstyp:

  • Typoskript
  • Kopie

Sender

Dr. Richard Flatter
Mariahilferstr. 1b
Wien, | 6.
Datum: 3. März 1936

Empfänger

An: den | Verlag der „Fackel“
Hintere Zollamtsstraße
Wien
Seite von 1

Abschrift

Im Vorwort zu dem von ihm bearbeiteten, teilweise sprachlicherneuerten „Macbeth“ zitiert Herr Karl Kraus aus einer deutschenMonatsschrift eine Stelle, die ihm eine „groteske Bemerkung“ zu seinscheint, die Meinung nämlich, „der Lessing und Diderot, dass sicheher dem Herakles seine Keule entreissen liesse als dem Homer undShakespeare ein einziger Vers“.

Immer bereit, die Dürstenden zu tränken, bitte ich Sie, HerrnKarl Kraus mitteilen zu wollen, dass die von ihm so misstrauischbetrachtete groteske Bemerkung sich offenbar auf das 6 7 3. Stück derHamburgischen Dramaturgie bezieht: die Stelle, die jener Unbekanntesichtlich im Sinn hatte, lautet:

Was man von dem Homer gesagt hat, es lasse sich der Herculeseher seine Keule als ihm ein Vers abringen, das lässt sichvollkommen von Shakespeare sagen. Auf die geringste von seinenSchönheiten ist ein Stempel gedrückt, welcher gleich derganzen Welt zuruft: Ich bin Shakespeare! Und wehe der fremdenSchönheit, die das Herz hat, sich neben ihn zu stellen!

HochachtungsvollDr. Flatter