83.5 Brief Samek an Hamburger Fremdenblatt
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Empfänger
An: Hamburger Fremdenblatt | Broschek & Co. m.b.H.Hamburg 36.
Ich beziehe mich auf mein Schreiben vom31. Mai 1927 und Ihr Antwortschreiben vom 4. Juni 1927. Obwohl ichIhre Meinung nicht teile, dass über die Frage, ob der RedaktionFahrlässigkeit nachzuweisen sein wird, die Ansicht der Herren vomSchutzverband der deutschen Schriftsteller richtig und massgebendist, sondern meines Erachtens vielmehr Fahrlässigkeit auch dannvorliegt, wenn die Redaktion nicht nachweisen könnte, dass sie vonder Existenz des Werkes „Der Biberpelz“ von Karl Kraus (das im„Simplicissimus“, in der „Fackel“ und in einem Werke mit etlichenAuflagen erschienen ist und wiederholt vorgelesen wurde) nichtgewusst haben kann, so bin ich doch bereit, um einen schwierigenProzess zu vermeiden, unpräjudiziell einem zukünftigen Prozess, michmit dem von Ihnen angebotenen Höchsthonorar zu begnügen, wofernedieses binnen 10 Tagen inklusive den in meiner Kanzlei aufgelaufenenKosten per 30 Gold Mark zu meinen Handen bezahlt wird, und Sie mirüberdies die Stellungnahme des Herrn Willy Reese, zu der Sie ihnnach Ihrem Schreiben vom 4. Juni 1927 auffordern wollten, bekannt-geben und mir ferner mitteilen, welche andere Artikel Herr Reese im„Hamburger Fremdenblatt“ veröffentlicht hat. Selbstverständlich
behält sich Herr Kraus weiteres Vorgehen gegen Herrn Reese vor.
Ferner will ich Ihnen noch mitteilen, dassder übersendete Betrag, abzüglich der Kosten, wohltätigen Zweckenzugeführt wird.
Hochachtungsvoll
Rekommandiert
Betr. Kraus – Hamburger Fremdenblatt exp. am 14. Dez. 1927.