86.2 Brief Samek an Rote Fahne (verantw. Red. Friedrich Hexmann)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 26. Mai 1927
Diktiersigle: Dr.S./Fa.

Empfänger

An: den | Verantwortlichen Redakteur der „Roten Fahne“ | F. Hexmann
Pramergasse Nr. 6
Wien IX.
Seite von 2

Auf Grund des § 23 Pr.G. ersucheich Sie im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus, Heraus-gebers der Fackel, um Aufnahme der folgenden Berichtigung dermeinen Mandanten betreffenden, in ihrem am Freitag den 13. Mai1927, Nr. 112, Seite 2, unter dem Titel „Eine Frechheit derWipag. Sie verweigert die Plakatierung eines Aufrufes vonKarl Kraus“ erschienenen Artikel behaupteten Tatsachen,in der im Pressgesetz vorgeschriebenen Weise:

Sie schreiben: „Nunmehr ist derSozialdemokrat Karl Kraus mit der sozialdemokratischenWipag‘ zusammengestossen.“ Es ist unwahr, dass KarlKraus Sozialdemokrat ist oder war, wahr ist, dass er keinerpolitischen Partei angehört und nie einer solchen angehört hat.Wahr ist, dass er, soweit die sozialdemokratische Partei gegenKrieg und Kriegsgewalt Stellung nahm, diese Haltung anerkannthat. Wahr ist, dass er auf wiederholte Einladungen der sozial-demokratischen Kunststelle wie auch einzelner Arbeitervereinemit der grössten Bereitwilligkeit und aus Zuneigung zur Arbei-

tersache Vorträge zu Gunsten von Fürsorgezwecken der Arbeiter-schaft gehalten hat.

Es ist unwahr, dass ihm die Sozial-demokratie zwecks Unterzeichnung des Fritz Grünbaum-Aufrufes eifrig –allerdings auch vergebens – nachgelaufen ist: „Karl Kraushatte die Selbstachtung, diesen Aufruf nicht zu unterschreiben …Wahr ist, dass Karl Kraus nie aufgefordert wurde, diesenAufruf zu unterschreiben.

Betr. KrausWipagexp. am 26. Mai 1927.