87.2 Brief Samek an Grete David
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Empfänger
An: Frau Grete DavidHerklotzgasse Nr. 21
Wien XV.
Sie haben dem Verlag der Fackel einenfür Herrn Kraus bestimmten Brief übergeben und als er sichzur Uebergabe an Herrn Kraus nicht als geeignet erwies, sowohlmündlich als auch schriftlich den Brief zurückverlangt. Bei dermündlichen Vorsprache sogar betont, dass Sie ihn nunmehr aufanderen Wegen Herrn Kraus zukommen lassen würden. Das Fräuleinim Verlag hat vollständig auftragsgemäss gehandelt, als sie denBrief weder Herrn Kraus übergab noch zurückstellte. Ich glaube,es dürfte doch genügen, dass Herr Kraus auf jedem Heft der Fackel ausdrücklich darauf hinweist, dass die Zusendung von Manuskriptenunerwünscht und zwecklos ist.
In Vertretung des Herrn Karl Kraus muss ich daher Ihren zweiten Brief, der sich gegen eine Beamtin richtet, die nur ihren Auftrag erfüllt hat, auf das Entschiedenstezurückweisen. Ihr erster Brief steht Ihnen zur Verfügung, wenn Siedie Erklärung abgeben, dass Sie keine Versuche machen werden ihnHerrn Kraus auf anderen Wegen zukommen zu lassen. Anderenfallsmusste ich den Brief zurückbehalten, der durch die Uebergabe indas Eigentum des Verlages der Fackel übergegangen ist.
Hochachtungsvoll
Betr. Kraus – David exp. am 2. Juni 1927.