94.2 Brief Samek an RA Josef Schornstein (Mährisch Ostrau)
Materialitätstyp:
- Durchschlag
Sender
Oskar SamekSchottenring
I., Innere Stadt
Empfänger
An: Wohlgeboren | Herrn Dr. Josef Schornstein, | RechtsanwaltMasaryplatz 32
Mähr. Ostrau
Lieber Schorek!
Ich ersuche Dich, heute wieder in einer HerrnKarl Kraus betreffenden Angelegenheit zu intervenieren. Im Abend-blatte der „Ostrauer Zeitung“ vom 19. September 1927 erschienauf der ersten Seite eine Notiz „Fackel-Kraus als Plakat-Ankleber“.Ich bitte Dich im Vollmachtsnamen des Herrn Karl Kraus, die fol-gende Berichtigung an den verantwortlichen Redakteur der „OstrauerZeitung“ zu senden und wenn die Berichtigung nicht ordentlicherscheint, gerichtliche Schritte zur Erzwingung der Aufnahme ein-zuleiten. Die Formulierung der Eingangsformel überlasse ich Dir,da mir das čechische Pressgesetz nicht bekannt ist. Bei dieserGelegenheit würde ich Dich bitten, wenn eine Novellierung des Press-gesetzes in der Čechoslovakei erfolgte und eine deutsche Ausgabedes jetzt geltenden Pressgesetzes existiert, sie mir einzusenden.
Berichtigung: Sie betiteln Ihre Notiz „Fackel- Krausals Plakat-Ankleber.“ Die in diesem Titel enthaltene Mitteilungist unwahr. Wahr ist, dass Karl Kraus kein Plakat angeklebt hat.Sie schreiben: „Samstag mittag wurden diese Plakate von KarlKraus selbst an den Litfassäulen angeklebt.“ Diese Behauptung
ist unwahr. Wahr ist, dass die Plakate mit der Aufforderung anden Polizeipräsidenten von Wien, abzutreten, am Samstag um 1/2 10Uhr vormittags von den Angestellten des Plakatierungsinstitutes„Wipag“ angeklebt wurden. Es ist unwahr, dass die bürgerlichenBlätter die Polizei auffordern, diese Plakate entfernen zu lassen.Wahr ist, dass eine solche Aufforderung in keinem bürgerlichenBlatte enthalten war.
Ich bitte mir ein Belegexemplar einzusenden.
Ich danke Dir im Voraus im Namen des HerrnKarl Kraus für Deine Intervention und bin mit herzlichsten Grüs-sen an Frau Anny, deren Angehörigen und DichDein
Rekommandiert
Betr. Kraus – Schober exp. am 26. Sept. 1927.