94.1 Brief Samek an RA Erwin Grünbaum (Teschen)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
Wien
Datum: 26. September 1927
Betreff: Kraus – Schober
Diktiersigle: Dr.S./Fa.

Empfänger

An: Wohlgeboren | Herrn Dr. Erwin Grünbaum, | Rechtsanwalt
Saská Kupa 21
Tschech. Teschen
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Herr Karl Kraus, dessen österreichischer An-walt ich bin, ersucht mich Ihnen zu schreiben und Ihnen seinenDank für die Uebersendung der Silesia mit der ihn betreffendenMitteilung zu übermitteln. Er lässt Sie ferner durch mich ersu-chen, an den verantwortlichen Redakteur der „Silesia“ die fol-gende Berichtigung mit der in der Cechoslovakei üblichen Eingangs-formel abzusenden und wenn die Berichtigung nicht erscheinensollte, mir eine Vollmacht einzusenden, um gerichtliche Schrittezur Durchsetzung der Aufnahme der Berichtigung einzuleiten.

Berichtigung: Sie betiteln Ihre Notiz „Fackel- Krausals Plakat-Ankleber.“ Die in diesem Titel enthaltene Mitteilungist unwahr. Wahr ist, dass Karl Kraus kein Plakat angeklebt hat.

Sie schreiben: „Samstag mittag wurden die Plakate von Karl Kraus selbst an den Litfassäulen angeklebt.“ Diese Behauptungist unwahr. Wahr ist, dass die Plakate mit der Aufforderung an denPolizeipräsidenten von Wien, abzutreten am Samstag um 1/2 10 Uhrvormittags von den Angestellten des PlakatierungsinstitutesWipag“ angeklebt wurden. Es ist unwahr, dass die bürgerlichen

Blätter die Polizei auffordern, diese Plakate entfernen zu lassen.Wahr ist, dass eine solche Aufforderung in keinem bürgerlichenBlatte enthalten war.

Ich ersuche Sie ferner, mir ein Belegexemplarüber die eventuell veröffentlichte Berichtigung einzusenden undzeichne, Ihnen im Namen des Herrn Karl Kraus nochmals bestensdankend, mit vorzüglicher kollegialerHochachtung

Rekommandiert

Betr. Kraus. Schober exp. am 26. Sept. 1927.