99.6 Brief RA Max Hirschberg an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. MAX HIRSCHBERG
KAUFINGERSTRASSE 30
MÜNCHEN, C 7
Datum: 10. April 1928
Diktiersigle: 2/H

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Oskar Samek
Schottenring 14
Wien I.
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bestätige ergebenst Empfang Ihres Briefesvom 24., eingegangen 27. März 1928. Ich habe das Stück inzwischen nochmals eingehend gelesen und wiederholtbestätigt gefunden, daß das ganze Machwerk der beklagtenPartei eine absichtliche Verdrehung des Sinnes ins Gegenteilist. Ich verhehle Ihnen nicht, daß wir mit Klagen ähnlicherArt zuweilen überraschende Erfahrungen gemacht haben.Wir stehen jedoch grundsätzlich auf dem Standpunkt, daßbei derartigen klaren und nicht zu leugnenden Beleidigungengeklagt werden soll. Daß das Gericht das Vorliegen einerBeleidigung in diesem Falle mit einem Schein von Berechtigungabweisen könnte, erscheint uns nicht möglich.

Wir haben die anliegende Klage eingereicht,von der ich 2 Exemplare zur gefl. Weiterleitung an HerrnKraus beilege.

Die anliegende Vollmacht bitten wir unterzeichnetzurückzuleiten. Mir scheint der Ihnen zur Kenntnisnahme

übersandte Artikel des Fränkischen Kuriers fast nochunqualifizierbarer als der Artikel des Völkischen Beobachters.Ich bitte zu prüfen, ob nicht gerade gegen dieses Blatt,dessen Artikel wie auch in anderen Fällen ganz besonderswiderwärtig sind, vorgegangen werden sollte. Die Privat-klage müßte in diesem Falle in Nürnberg gestellt werden.Daß ein Nürnberger Gericht diese Klage mit einem Schein vonBerechtigung abweisen könnte, erscheint mir nicht möglich.Für den Fall, daß Herr Kraus diese 2. Klage einreichen will,lege ich Vollmacht bei.

Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir noch einigeExemplare des Traumstücks übersenden würden, vielleicht 6,da ich dem Gericht und den ev. aufzustellenden Sachver-ständigen ein Exemplar vorlegen muß.

In koll. HochachtungHirschberg Rechtsanwalt.

4 Anl.

KrausVölkischer Beobachter 11. APR. 1928