Die Bayernausgabe des Völkischen Beobachters griff Kraus’ Traumstück als „eine einzige fortgesetzte Verhöhnung frontsoldatischen Geistes“ an und beleidigte auch Kraus selbst als „Wiener Judenliteraten“. Der Münchner Rechtsanwalt Max Hirschberg riet auf Anfrage Sameks und Kraus’ zu einer Ehrenbeleidigungsklage anstelle einer Berichtigungsklage, wie Samek unter anderem vorgeschlagen hatte: „Ich möchte nur noch hinzufügen, dass die Berichtigung gemäss einer von Herrn Kraus und mir ständig unternommenen Uebung beabsichtigt war, auch die kleinste Kleinigkeit in der Presse zu berichtigen, um die Lügenhaftigkeit der Darstellungen zu charakterisieren. In Wien ist diese unsere Uebung allgemein bekannt und hat den schwachen Erfolg erzielt, dass man bei Artikeln, die mit Herrn Kraus irgendwie zusammenhängen, besonders vorsichtig ist. Da aber im Reich diese Uebung noch nicht bekannt sein dürfte, befolgen wir Ihren Rat von der Berichtigung in diesem Fall abzusehen […]“ (99.5). Hirschberg verhehlte nicht, dass er zwar auch im Zusammenhang mit eindeutigen Beleidigungen „zuweilen überraschende Erfahrungen“ gemacht habe, reichte aber eine Ehrenbeleidigungsklage gegen den Völkischen Beobachter (und später auch gegen den Fränkischen Kurier) ein. Er riet dazu, dem zuständigen Richter Die letzten Tage der Menschheit vorzulegen und meinte aber, ein Erscheinen von Kraus bei der Verhandlung wäre „taktisch falsch“: „Er würde damit einem Blatte, wie dem Völkischen Beobachter, eine Bedeutung zusprechen, die ihm nach keiner Richtung zukommt. Auf irgendwelche geistigen Auseinandersetzungen mit diesem Blatte darf man sich grundsätzlich nicht einlassen“ (99.13). Am 11. Juni 12928 wurde Wilhelm Weiß als verantwortlicher Schriftleiter vom Amtsgericht München wegen Ehrenbeleidigung zu einer Geldstrafe von zweimal 100 Mark verurteilt. Nach diesem Erfolg riet Max Hirschberg allerdings von einer weiteren Klage wegen eines anderen Artikels ab. Oskar Samek instruierte übrigens Max Hirschberg auch in Honorarsachen über die bei Kraus übliche Vorgehensweise: „Was nun das Honorar betrifft, so glaubte Herr Kraus, dass Sie sich mit den gesetzlichen Gebühren in seinen Angelegenheiten begnügen würden, weil sowohl aus Ihren Schreiben, als auch aus der Darstellung des Herrn Fischer hervorging, dass Sie den geistigen Gehalt seines Kampfes miterleben und bei der Uebernahme der Vertretung mehr auf die Unterstützung des Kampfes, als auf die advokatorische Seite der Angelegenheit Rücksicht nehmen. Selbstverständlich würde Herr Kraus, wenn Sie darauf bestehen, das begehrte Honorar bezahlen, er wäre aber dann ausserstande seinen Kampf überhaupt auch mit juristischen Waffen zu führen […]. In Österreich ist übrigens, wie ich Ihnen mitteilen kann, eine Honorarvereinbarung über die tarifmässigen Kosten hinaus auch nicht üblich und ich selbst halte es gerade in den Angelegenheiten des Herrn Kraus so, dass ich auch für diejenigen Prozesse, bei denen Herr Kraus die Kosten selbst zu tragen hat, mich mit einem Teil der tarifmässigen begnüge“ (99.15).
99.1 Zeitungsartikel aus: Völkischer Beobachter Bayernausgabe, Nr. 58
3. März 1928
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
99.2 Brief Samek an Heinrich Fischer
13. März 1928
99.3 Brief Samek an Völkischer Beobachter (verantw. Red. Wilhelm Weiss)
13. März 1928
99.4 Brief RA Max Hirschberg an Samek
15. März 1928
99.5 Brief Samek an RA Max Hirschberg
24. März 1928
99.6 Brief RA Max Hirschberg an Samek
10. April 1928
10. April 1928
99.8 Brief Samek an RA Max Hirschberg
12. April 1928
99.9 Brief RA Max Hirschberg an Samek
20. April 1928
99.10 Brief Samek an RA Max Hirschberg
24. April 1928
99.11 Brief Samek an RA Max Hirschberg
26. April 1928
99.12 Brief RA Max Hirschberg an Samek
28. April 1928
99.13 Brief RA Max Hirschberg an Samek
5. Mai 1928
99.14 Beschluss des Amtsgerichts München, Abt. Strafgericht
3. Mai 1928
99.15 Brief Samek an RA Max Hirschberg
9. Mai 1928
99.16 Brief RA Max Hirschberg an Samek
9. Mai 1928
99.17 Brief Samek an RA Max Hirschberg
10. Mai 1928
99.18 Brief RA Max Hirschberg an Samek
12. Mai 1928
99.19 Brief RA Max Hirschberg an Samek
25. Mai 1928
99.20 Ladung des Privatklägers (Amtsgericht München, Pr.-Reg. AV 33/28)
21. Mai 1928
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
99.21 Brief RA Max Hirschberg an Samek
11. Juni 1928
11. Juni 1928
99.23 Brief Samek an RA Max Hirschberg
18. Juni 1928
99.24 Brief RA Max Hirschberg an Samek
19. Juni 1928
99.25 Brief Samek an RA Max Hirschberg
22. Juni 1928
99.26 Brief RA Max Hirschberg an Samek
26. Juni 1928
99.27 Brief Samek an RA Max Hirschberg
6. Juli 1928
99.28 Postkarte RA Max Hirschberg an Samek
10. Juli 1928
99.29 Zeitungsartikel aus: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 158
12. Juni 1928
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
99.30 Zeitungsartikel aus: Völkischer Beobachter Bayernausgabe, Nr. 164
17. Juli 1928
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
99.31 Brief RA Max Hirschberg an Samek
26. Juli 1928
99.32 Brief RA Max Hirschberg an Samek
26. Februar 1929
99.32 Originalmappe Oskar Samek – Akt 99
3. März 1928
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben
99.32 Aktenvermerk Oskar Samek – Akt 99
26. Februar 1929
keine Orte
keine Klassifikation
keine Angaben