99.3 Brief Samek an Völkischer Beobachter (verantw. Red. Wilhelm Weiss)

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Oskar Samek
Schottenring
I., Innere Stadt
Datum: 13. März 1928
Betreff: Kraus – Völkischer Beobachter
Diktiersigle: Dr.S./Fa.

Empfänger

An: den | verantwortlichen Schriftleiter des Völkischen Beobachter | Bayernausgabe | Wilhelm Weiss
München
Seite von 1

In rechtsfreundlicher Vertretung des HerrnKarl Kraus verlange ich gemäss § 11 des Gesetzes über die Pressevom 7. Mai 1874 die Aufnahme folgender Berichtigung der in Ihrer Nummervom 3. März 1928, 53. Ausgabe, 41. Jahrgang in dem Artikel Eineskandalöse Erstaufführung in MünchenDie Verhöhnung des Soldatentodes durchden Juden Karl Kraus – Wir fordern Verbotder Aufführung im Schauspielhaus mitge-teilten meinen Mandanten betreffenden unrichtigen Tatsachen.

Sie schreiben: „Eine tuberkulöse Krankenschwester erzählt, wiesie von den Offizieren im Felde ‚angesteckt‘ worden sei“. Diese Be-hauptung ist unwahr. Wahr ist, dass im „Traumstück“ eine tuberkulöseKrankenschwester überhaupt nicht vorkommt, wahr ist, dass ein tuberku-löses Kind in einem Vers über das Schicksal seiner Schwester, die imFelde war, berichtet. Sie schreiben ferner: „Eine Hure tanzt mit Etap-penschweinen und einbeinigen Soldaten“. Es ist unwahr, dass eine der-artige Szene im Traumstück überhaupt vorkommt.