103.30 Brief RA Max Hirschberg an Samek

Materialitätstyp:

  • Typoskript

Sender

Dr. MAX HIRSCHBERG
Kaufingerstraße 30
München 2 C
Datum: 17. Dez. 1928
Diktiersigle: 2.A.

Empfänger

An: Herrn | Rechtsanwalt Dr. Samek
Schottenring 14
Wien I
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

In Sachen Kraus Karl ./. Dr. Hohenstatter ist durch ein technisches Versehen, das ich gütig zu entschuldigenbitte, die Uebersendung der Anlagen an Sie verzögert worden. Sieersehen daraus folgendes: Unsere Klage gegen Dr. Hohenstatter hatdas Amtsgericht beschlussmässig zurückgewiesen. Ich habe dagegenmit meines Erachtens ganz unwiderleglichen Gründen Beschwerdeeingereicht. Das Landgericht hat diese Beschwerde verworfen, ohnesich die Mühe zu nehmen, zu den Ausführungen der Beschwerde auchnur mit einem Wort sachlich Stellung zu nehmen. Im Zusammenhangmit der Freisprechung in der Nürnberger Sache 1. Instanz gegenSchardt trotz Vorliegens gröblichster Verbalinjurien ergibt sichein tief bedauerliches Bild; ich darf mich im übrigen auf beilie-genden Brief in der Sache Schardt beziehen. Die anliegende Kosten-rechnung von 13 M bitte ich durch Herrn Kraus erledigen zu lassen.Ich bitte Herrn Kraus den Ausdruck meines aufrichtigen Bedauernsüber die sich in dieser Sache ergebenden Schwierigkeiten zugleich

mit meinen verbindlichsten Grüssen zu übermitteln. Ich möchte, solangedie Sache Schardt nicht rechtskräftig erledigt ist, von einer öffent-lichen Kritik der Entscheidungen absehen; falls aber die Berufungs-instanz in Nürnberg trotz Vorliegens der offensichtlichen Verbalin-jurien gegen Herrn Kraus entscheiden sollte, möchte ich, die Zustim-mung des Herrn Kraus vorausgesetzt, die sämtlichen Entscheidungenmit einer scharfen Kritik in der „Justiz“, dem Organ der republika-nischen deutschen Juristen im Wortlaut veröffentlichen.

In vorzüglicher kollegialer HochachtungHirschberg Rechtsanwalt.

Anlagen.

KrausFränkischer Kurier 19. DEZ. 1928