112.71 Brief Samek an RA Willy Katz

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Dr. Oskar Samek | Rechtsanwalt
Schottenring 14
Wien, I.
Datum: 28. Juli 1931
Betreff: Kraus – Kerr, Wolf.
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Willy Katz, | Rechtsanwalt
Friedrichstrasse 204
Berlin SW 68
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Mit dem besten Dank und herzlichen Grüssendes Herrn Kraus bestätige ich Ihnen den Empfang IhresSchreibens vom 20. Juli. Wir bedauern ausserordentlich, dawir von keiner der beiden Seiten in die eigentlichen Gründeder Affäre eingeweiht werden, zu keiner fundierten Entschei-dung gelangen zu können. Ueberdies hat Herr Dr. Laserstein seine grundsätzliche Versöhnungswilligkeit als Antwort aufden an ihn gelangten Ihnen bekannten Brief ausgesprochen, wieSie aus der beiliegenden Kopie entnehmen. Ich wurde mitRücksicht auf die Zwangslage, in der sich Herr Kraus, derselbstverständlich bereit ist, eine solche Entscheidungnach Prüfung des Sachverhaltes zu treffen, empfehlen, dassSie ungeachtet dieser Entscheidung respektive aller weiterenErörterungen doch sich zunächst bereit finden den Termin inSachen WolfKerr gemeinsam mit Dr. Laserstein wahrzunehmen,da Ihre so wertvolle Mitarbeit doch wirklich nur schwer ent-behrt werden könnte. Ich würde also für diesen Fall vor-schlagen, dass zunächst die eine so wichtige Sache in denVordergrund gerückt wird und dass der persönliche Fallspäterhin ganz unabhängig davon bereinigt oder wenigstens

ein Versuch hiezu unternommen wird. Es ist hauptsächlichaus dem Grunde bedauerlich, dass diese Bereinigung nichtsofort erfolgen kann, da, wie aus der Unterschrift derAntwort des Herrn Dr. Laserstein hervorgeht, sich dieser aufUrlaub zu befinden scheint. Eben aus diesem Grunde hättenwir mit entsprechender Motivierung an Herrn Dr. Laserstein Sie gebeten, zwei wichtige Strafsachen (eine Berichtigungs-klage gegen das „Berliner-Tageblatt“ und eine Beleidigungs-klage gegen Herrn Emil Ludwig), die unaufschiebbar scheinen,zu übernehmen, was, wie Sie einsehen werden, ohne Verletzungdes doch eben versöhnungswilligen Dr. Laserstein schwer insWerk gesetzt werden könnte.

Ich bitte Sie dringend in diesem Sinnezu entscheiden und ich würde dann Herrn Dr. Laserstein eineMitteilung darüber zugehen lassen, dass die Sache WolfKerrgleichsam neutralisiert wurde und dass wegen seiner Abwesen-heit die zwei neuen Strafsachen Ihnen übertragen wurden, wo-bei ich noch der Hoffnung Ausdruck gebe, dass späterhin einevollständige Klärung des persönlichen Falles, vielleichtbei der nächsten Anwesenheit des Herrn Kraus in Berlin, er-folgen wird.

Mit vorzüglicher kollegialer Hochachtung

1 Beilage.