112.65 Brief Samek an RA Botho Laserstein

Materialitätstyp:

  • Durchschlag

Sender

Dr. Oskar Samek | Rechtsanwalt
Schottenring 14
Wien, I.
Datum: 15. Juli 1931
Betreff: Kraus – Kerr, Wolf
Diktiersigle: Dr.S/Fa.

Empfänger

An: Herrn | Dr. Botho Laserstein, | Rechtsanwalt
Landsberger Allee 115/116
Berlin N.O.18
Seite von 2

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bestätige Ihnen mit Dank den EmpfangIhres Briefes vom 11. Juli 1931. Den Schriftsatz habe ich HerrnKraus übergeben. Der Entwurf einer Antwort wird in den nächstenTagen verfasst und Ihnen zugeschickt werden. Vor allem aberwäre es doch wohl notwendig, die zwischen Ihnen und HerrnDr. Katz entstandene Affäre aus der Welt zu schaffen. Es kannvon hier aus nicht beurteilt werden, ob Herr Dr. Katz, als er,wie Sie mitteilen, plötzlich für die Wahrnehmung eines Ter-mins in der Volksbühnensache, die jeder Freund kostenlosgemacht hätte, von Ihnen Gebühren verlangte, oder in der Aus-einandersetzung hierüber Ihnen gegenüber einen Fehler begangenhat und ob Sie zu ihm in einem derartigen Verhältnis stehen,dass er den Termin hätte kostenlos wahrnehmen müssen. Es istaber Herrn Kraus wirklich überaus unangenehm, dass er durcheinen vollständig ausserhalb der Sache liegenden Vorfall sichnunmehr, da Herr Dr. Katz gleichfalls die Vertretung nieder-legen will, für den einen oder den anderen seiner Anwälteentscheiden soll, die ihm und seinem Kampf wertvolle Dienstegeleistet haben.

Sie selbst, sehr geehrter Herr Kollege, haben doch er-kannt und zugegeben, dass Herr Dr. Katz mit grossem Eifer undgrosser Sachkenntnis sich in die Materie eingearbeitet undIhre eigene Leistung in vorzüglicher Weise unterstützt hat.Es wäre geradezu unmöglich einen neuen Mitarbeiter, selbstwenn man ihn fände, wieder mit der Materie vertraut zu machen.Die ganze Ungelegenheit zwischen Ihnen und Herrn Dr. Katz scheint nicht von solcher Art zu sein, dass man mit einigemguten Willen sie nicht ad acta legen könnte. Bevor Herr Kraus irgend eine Entscheidung darüber notwendigerweise treffenmusste, sollte doch der Versuch gemacht werden, diese persön-liche Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Es wird Ihnendies nicht schwer feilen, zumal ein Brief ähnlichen Inhaltesauch an Herrn Dr. Katz ergeht, und ich ihm auch die Abschrift diesesBriefes einsende, genau so, wie Ihnen die Abschrift des anHerrn Dr. Katz gerichteten Briefes. Es kann doch nicht unmöglichsein, dass Herr Kraus sich zweier Anwälte reibungslos bedient,die beide von allem Anfang an erklärt haben, dass es sich beiihrer Vertretung nicht um eine gewöhnliche Kanzleiangelegenheithandelt, sondern dass sie ihnen eine Herzenssache ist in einemKampf, dem sie volles Verständnis entgegenbringen. In diesemSinne würde ich auch empfehlen, dass sämtliche in Berlin zuführenden Angelegenheiten des Herrn Kraus von Ihnen beiden alseine gemeinsame Arbeit betrachtet wird und dass die Aufteilungje nach Zeit und spezieller Beziehung zu der Materie erfolgt.

Ich bitte Sie dringend zu diesem Brief umgehend Stel-lung nehmen zu wollen.

Mit kollegialer Hochachtung

1 Beilage.