116.5 Brief Margarete Minkus-Benesch an das Meidlinger Bezirkssekretariat der sozialdemokratischen Partei in Wien

Materialitätstyp:

  • Manuskript

Sender

Margarethe Minkus-Benesch
Freiheitsplatz 18
dzt. in Znaim
Datum: 5. März 1929

Empfänger

An: das Meidlinger | Bezirkssekretariat der | sozialdemokratischen | Partei
Eisenbahner-|heim, Eichenstraße
Wien
Seite von 2

Ich bitte Sie darum, zuveranlassen, daß mir meinMitgliedsbuch zugesendetwird. Meine Eltern, die michwiderrechtlich von Wien ausin eine Irrenanstalt geführthaben, stellen mir hier keinGeld zur Reise nach Wien zurVerfügung, wohin ich gehöreund wo ich die Angelegenheit

meiner Ehescheidung demRechtsanwalt Dr. Samek über-geben will, den ich gleichzeitigauf brieflichem Wege darum er-suchen muß, diesen Brief der Partei zu übermitteln, weil meine Elternmich gewaltsam daran verhindern,mit der Partei in Fühlung zu treten.

Man hat mich nur unter dieser Bedingungaus dem Sanatorium Thorsch nach Znaim fahren lassen, daß ich mich einerseitsum die sozialdemokratische Partei garnicht kümmere, das heißt gar keineVerbindung mit dieser suche, mich anderer-seits von dem mir angetrauten Manne nicht scheiden lasse. Meine Eltern habenmich in letzter Zeit wiederholt damit bedroht, michin eine Irrenanstalt zu schicken. Ich habe hier unteranderem nämlich den Wunsch geäußert, die Arbeiterzeitung deren Abonnentin ich seit einigen Jahren bin, abonnieren zu wollen.

Ich bitte für das Format dieses Briefes um Entschuldigung, man stellt mir zu diesem Zweckkein anderes zur Verfügung und ich bin dazu gezwungen, den Brief ohne Wissen meiner Eltern abzuschicken.In Freundschaft Margarethe Minkus-Benesch.